Schwache Mischung und zweifelhaftes Konzept

Trier · Schwach und unbefriedigend kommt die Jahresausstellung der Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst in der Tuchfabrik daher. 55 Künstler nehmen daran teil. Ein neues Konzept wäre dringend erforderlich.

Trier. Wie wird man allen gerecht ohne allzu viel Qualitätsverlust? Die Frage nach dem Sinn und dem sich daraus abzuleitenden Verfahren drängt sich vorrangig auf angesichts der Jahresausstellung der Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst.
Soll die Schau nun Leistungsschau der Künstlervereinigung sein oder einfach für jedes Mitglied eine Möglichkeit, einmal im Jahr auszustellen? So genau war das am Abend der Vernissage nicht zu erfahren. Fest steht dagegen: 55 Künstler nehmen in diesem Jahr an der Ausstellung teil. Von den rund 261 eingereichten Arbeiten wurden 89 angenommen.
Die präsentierte Mischung aus vorwiegend Gemälden, einigen Grafiken und Skulpturen, etwas Fotografie und einer Sound-Installation der Robert-Schuman-Preisträgerin Petra Müller macht allerdings deutlich, dass die aktuellen Teilnahmebedingungen in diesem Jahr zu keiner überzeugenden Auswahl führen. Nach etlichen Kämpfen hatte sich die Gesellschaft vor einigen Jahren darauf geeinigt, dass jedes Mitglied mindestens eine Arbeit unjuriert zeigen darf. Bei mehreren eingereichten Arbeiten (bis zu fünf) entscheidet eine Jury. Eine solche Reglung mag dem Gesellschaftsfrieden dienen und auch als Service-Leistung des Vereins ihre Berechtigung haben.
Skulptur ist unterrepräsentiert


Der Qualität der Ausstellung dient solch ein Verfahren nicht. Wie dieses Jahr besonders deutlich wird. Der Eindruck ist enttäuschend, gerade in der Sparte Malerei.
Nur ganz wenige Arbeiten überzeugen, darunter Carine Kraus großformatiges "Industrielles Gedächtnis" und Martina Diederichs ernüchterndes Familienbild "Papas Geburtstag". Und auch Katharina Worrings abstrakte Tafelbilder sind ausdrucksvoll und gut durchkomponiert so wie Karl Willems erschöpfte "Deutschland Flagge". Gerne sieht man das "Hexagon Puzzle" der Luxemburger Altmeisterin Anna Recker wieder. Clas DS Steinmann bestätigt einmal mehr, dass er ein virtuoser Zeichner ist.
Maria Steinmann setzt dagegen originell und konsequent die Reihe ihrer Zwitterwesen aus Möbel und Malerei fort. Den Überblick über unterschiedliche Zugänge zur Fotografie bietet ein kleines Fotokabinett mit sehenswerten Arbeiten von Karola Perrot, Daniel Schieben und Stephen Levine.
Vollkommen unterrepräsentiert bleibt die Skulptur. Geradezu ärgerlich ist Werner Bitzigeios farbiger Stacheldrahtknäuel unter einer schwer erträglichen, melodramatischen Kreuzigung von Nicole Henninger-Lücke anzusehen. Wobei der stachelige Drahtknäuel gleichermaßen als Grenzgänger zwischen Malerei und Plastik wie als engagierte Kunst gegen Strickliesel-Romantik stehen kann. Klassisch, aber weitgehend schlüssig kommen da eher Liane Defferts keramische Arbeiten daher.
Auch Pia Müller gibt nur eine Probe ihrer künstlerischen Kompetenz. Was dieser Schau zudem fehlt, ist Biss. Sie öffnet keine Fenster und sie regt nicht auf, nicht einmal wirklich an und befördert damit auch keine Auseinandersetzung mit Kunst. Sie schwächelt ganz einfach in einer angenehmen Ausstellungsarchitektur.
Da helfen auch keine Cocktails zur Vernissage und keine Disco-Romantik. Das mag eine Geschäftsidee sein, aber weder ein künstlerisches noch ein zielführendes Konzept.
Bis 22. Mai, Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 17 bis 20 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 11 bis 15 Uhr, Telefon 0651/718 2412

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