Schwarz in schwarz? Vielleicht.

Die "Sinfonietta Basel" demonstrierte mit Werken von Busoni, Ligeti, Debussy und einer Erstaufführung in der Luxemburger Philharmonie , wie originell und fesselnd neuere Musik sein kann. Ob das Motto der "rainy days" zutrifft, ist ein anderes Thema.

Luxemburg. Halten wir mit unserer Begeisterung nicht hinter dem Berg. Die "basel sinfonietta", trotz der Miniaturisierung im Namen ein großes Orchester, brachte vor einigen hundert Zuhörern in der Luxemburger Philharmonie ein Glanzstück orchestralen Musizierens zustande. Emilio Pomarico am Dirigierpult entwickelte mit detailreicher Zeichengebung eine eindrucksvolle Kombination aus Analytik und Klangsinnlichkeit. Die verdichtet sich bei den Kompositionen von Ferruccio Busoni, Claude Debussy, György Ligeti und Georg Friedrich Haas zu Interpretationen von solch farbenprächtiger Beredsamkeit, zu solch spannenden Musik-Entdeckungen, dass im Publikum die Begeisterung hochschlug . Zu solchen Entdeckungen gehört zweifellos auch das zum ersten Mal aufgeführte Klavierkonzert von Haas.Auf der Suche nach Nuancen

Der Österreicher, Jahrgang 1953, macht Klavier und Orchester zu ungleichen, aber ebenbürtigen Partnern, entwickelt im Tutti Farben, Schwebungen und Mikrotöne und setzt das Klavier mit seiner Prägnanz, aber auch der Beschränktheit der zwölftönigen Skala dagegen. Haas sucht die Nuancen, meidet aber alles Diffuse und Vage. Ob Pianist Thomas Larcher nur Einzeltöne spielt, die vom Orchester aufgenommen und zu Klängen entfaltet werden, oder ob er gegen liegende Klänge des Orchesters virtuos Lisztsche Akkordpassagen setzt - immer bleibt die Komposition übersichtlich und grenzt in manchen Wiederholungen fast schon an Schematismus. Welche Beziehungen sie zu den Bilderwelten von Trauer und Hoffnungslosigkeit hat, die Haas für seine Musik reklamiert, bleibt allerdings zunächst noch offen.Nicht immer lässt sich das vielschichtige Thema "paint it black" der diesjährigen "rainy days" zwingend auf die gespielten Kompositionen anwenden. Und doch: Eine Grundlage für Deutungen, für ein neues, vielleicht tieferes Verständnis liefert die Idee einer Musik, die aufs bunte Drumherum verzichtet und mal heroisch, mal depressiv aufs dunkle Zentrum zielt, allemal.

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