Schwedischer Stern beschert leuchtenden Konzertabend

NEUMAGEN-DHRON. (gkl) Die schwedische Zeitung "Dagens Nyheter" schrieb euphorisch, als der Robert Sund Kammerchor in seinem Heimatland debütierte: "Ein neuer Stern ist am Himmel der Chöre aufgegangen." Sein erstes Konzert in Deutschland gab der Chor nun in der katholischen Pfarrkirche von Neumagen-Dhron.

Die Sänger aus dem schwedischen Königreich hatten sich auf Einladung des Fördervereins des Neumagener Gotteshauses, des Kultursommers Rheinland-Pfalz und der Mosel Festwochen gen Süden aufgemacht. Dass aus Schweden mehr kommt als Smörebröd und preiswerte Möbel, wissen Freunde der Chormusik schon länger. Mit viel Freude erinnern sie sich an die Gastspiele des Eric Ericson-Chores in Bernkastel-Kues und an Orphei Drängar in Trier. Sund, der auch diesen berühmten Männerchor leitet, gründete im Januar dieses Jahres mit 25 jungen Sängern aus den besten Chören Stockholms und Uppsala ein neues Ensemble, das sofort die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich zog. Das Publikum in der fast voll besetzten Neumagener Kirche konnte sehr schnell feststellen, warum das so ist. Sund unternahm mit seinem jungen Chor eine weite Reise durch die Chorliteratur, angefangen bei Claudio Monteverdi über Johannes Brahms, Otto Olsson und Francis Poulenc bis hin zu den zeitgenössischen Komponisten Jan Sandström, Eric Whitacre und John Höybye. Unterschiedlichste Stile und stimmliche Anforderungen hatte das Ensemble also zu bewältigen. Sehr schnell wurde klar, dass Sund in diesem Kammerchor ein überwältigendes Potenzial an hochqualifizierten Stimmen vereinigt hat. Dynamik, Flexibilität und Sensibilität für Kleinigkeiten, die den Reiz der Musik ausmachen, all das ist in hohem Maße bei den jungen Leuten vorhanden. Je weiter der Abend fortschritt, desto mehr fand sich der Chor zusammen. Die Fest- und Gedenksprüche von Brahms gerieten ein wenig nordisch unterkühlt, aber spätestens bei Poulencs Salve Regina hatte der Kammerchor auch für die Romantik die innere Balance gefunden. Einen bewundernswerten Höhepunkt stellten die Madrigale "Sestina" von Monteverdi dar, die das Publikum den Trauerschmerz des Komponisten nachfühlen und miterleben ließen. Ebenso beeindruckend war die Motette "Lux Aurumque" des Amerikaners Whitacre, eine technisch wie musikalisch anspruchsvolle Weihnachtskomposition. Natürlich muss ein neuer Stern, um im anfänglichen Bild der schwedischen Kollegen zu bleiben, erst seine Position finden, muss lernen, mit seiner Leuchtkraft umzugehen, damit sein Strahlen Homogenität erreicht. Hier fehlt dem Chor noch etwas Feinschliff. Trotzdem: Viele andere Chöre auf dieser Qualitätsebene überstrahlt das Ensemble schon jetzt und bescherte den Neumagen-Dhronern einen leuchtenden Konzertabend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort