Schwingt freudig euch empor

Das Freiburger Barockorchester füllt Konzertsäle auf der ganzen Welt, ganz gleich ob Montreal, Barcelona oder London. Warum das so ist, konnte man beim Mosel Musikfestival im Kloster Machern erleben.

 Einander zugewandtes Musizieren kennzeichnete das Konzert des Freiburger Barockorchesters im Kloster Machern. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Einander zugewandtes Musizieren kennzeichnete das Konzert des Freiburger Barockorchesters im Kloster Machern. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bernkastel-Wehlen. (gkl) Ein ausverkauftes Haus bescherte das Freiburger Barockorchester dem Mosel Musikfestival im Kloster Machern. Schon seit längerem gab es keine Karten mehr, aber selbst wenige Minuten vor Konzertbeginn kamen immer noch hoffende Menschen und fragten nach Einlass. Das Freiburger Ensemble ist eben ein Garant für beste Qualität, getreu einem alten Werbespruch: "...da weiß man, was man hat". Die Schwarzwälder machten auch an der Mosel ihrem Namen alle Ehre, ließen das Festival nicht im Stich. In der Konzertpause sagte Intendant Hermann Lewen: "Eigentlich hatte ich dem Publikum zum Erwerb der Eintrittskarte gratulieren wollen. Es ist mir leider durchgegangen." Es wäre durchaus berechtigt gewesen, denn das, was geboten wurde, erlebt man nicht alle Tage.Das Programm sah zwei Concerti (d-Moll, RV 566, und F-Dur, RV 539) von Antonio Vivaldi vor und als glänzenden Mittelpunkt die ersten vier der insgesamt sechs Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach. Juwelen der höfischen Barockmusik, die fast keine Wünsche mehr offenlassen. Maßgeschneidert für dieses Orchester und maßgeschneidert für den Barocksaal des ehemaligen Klosters. Von der ersten bis zur letzten Note gab es unglaublich dichte Musik, mit einer Lebendigkeit vorgetragen, die staunen machte, die packte, die mitriss. Einen der vielleicht schönsten akustischen Momente konnte man beim F-Dur-Konzert, BWV 1046, erleben, bei dem die meisterhaft gespielten Naturhörner vor der Öffnung zur Klosterkapelle standen, der Raum die Klänge aufnahm und mit seinem Nachhall dem Ganzen eine sakrale Weihe verlieh.Sicherlich eines der Geheimnisse, das die Interpretationen der Freiburger so unvergleichlich macht, ist das einander zugewandt sein beim Musizieren, wie es auch in Machern zu erleben war. Dies galt natürlich für das Konzert Nr. 3, BWV 1048, aber auch für die Konzerte eins, zwei und vier mit ihren Solopartien. Solisten und Ensemble beflügelten sich gegenseitig, ihr Umgang miteinander erinnerte an die Kantate 36 des Thomaskantors: "Schwingt freudig euch empor." Vergeblich suchte man irgendwelche Eitelkeiten. Mit allen Sinnen konnte man die sprühenden Funken der Begeisterung beim Orchester erspüren, die ohne die geringste Verzögerung auf das Publikum übersprangen. Was man selten erleben kann, geschah in Machern. Schon mitten im Programm, nach BWV 1048, gab es rhythmischen Applaus, so, als gelte es schon, eine Zugabe zu erreichen. Zusammen mit dem Kammerkonzert des Quatuor Ebène (der TV berichtete) war dieses Wochenende des Festivals, das kann man getrost jetzt schon sagen, ein einsamer Höhepunkt in der laufenden Saison.

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