Secretary

(U. M.) Die verhuschte Lee Holloway mit dem Drang zur Selbsttherapie durch selbst zugefügte Schmerzen tritt die frei gewordene Stelle als Sekretärin beim Anwalt E. Edward Gray an. Der merkt schnell, dass die graue Maus höchst lern- und anpassungsfähig ist.

Und ehe die beiden sich‘s versehen, sind sie verstrickt in einem süßen erotischen Kosmos der sado-masochistischen Erfüllungen. Dass ausgerechnet ein Film aus dem prüden Amerika die wagnisreiche Expedition in die Randzonen der gesellschaftlich akzeptierten Sexualität antritt, macht ebenso neugierig wie vorsichtig. Die zweite Regiearbeit des gelernten Werbefilmers Steven Shainberg erfüllt tatsächlich die Erwartungen an delikaten Erotikkitzel, was vor allem den beiden außerordentlichen Hauptdarstellern Maggie Gyllenhaal und James Spader zu verdanken ist. Der Film selbst bleibt konventionellen Erzählmitteln verpflichtet und entrückt das Geschehen mit überzeichneten Nebenfiguren und übersättigten Bonbonfarben wie zur Entschuldigung ob seiner Schlüpfrigkeit immer wieder in ironische Distanz. Die Studie einer auf Fetischfantasien gründenden Beziehung ist damit nicht halb so radikal, wie sie in ihren ersten Bildern vorgibt zu sein, und zieht stilistisches Durcheinander einer klaren Linie vor. Unterhaltsam ist er dennoch geworden. (Broadway, Trier)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Blöde Technik
Vinyl der Woche: Seasons in the Sun – Terry Jacks Blöde Technik
Zum Thema
Aus dem Ressort