Sehnsuchtsvolles Streben nach Liebe

Ballettkunst auf höchstem Niveau zeigte das Russische Staatsballett am Sonntagabend in der Arena Trier. Trotz hervorragender Tanzdarbietungen des Ensembles litt die Vorstellung unter der nüchternen Atmosphäre in der Großraumhalle.

 Ästhetischer Hochgenuss: „Schwanensee“ verzaubert mit ausgefeilter Choreographie bis in die Fingerspitzen. TV-Foto: Gabriela Böhm

Ästhetischer Hochgenuss: „Schwanensee“ verzaubert mit ausgefeilter Choreographie bis in die Fingerspitzen. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. Mit rund 1000 verkauften Karten blieb etwa die Hälfte der Sitzplätze in der Arena in Trier leer. Ein Umstand, der dazu beitrug, dass nicht bei jedem Musikfreund echte festliche Stimmung aufkommen wollte - dabei waren etliche Gäste stilvoll in Abendgarderobe erschienen.

Allerdings war der Vierakter nach Tschaikowsky in jeder Hinsicht eine Augenweide: wunderschöne Kostüme in einem traumgleichen Bühnenbild und perfekt geformte Körper, die in scheinbarer Leichtigkeit Hochleistungssport vollbringen - das Russische Staatsballett zählt zu den drei besten Tournee-Ballett-Truppen der Welt. Die eigentlich banale Handlung rund um Sehnsucht, Liebe und Eifersucht allein mit Körpersprache auszudrücken, noch dazu mit unglaublicher Präzision, hat in der Tat Weltklasseniveau. Dabei war "Schwanensee" bei seiner Uraufführung 1877 ein Flop und wurde erst nach Tschaikowskys Tod wieder entdeckt. Die bis heute maßgebliche Inszenierung wurde 1895 am Mariinski-Theater in Sankt Petersburg aufgeführt. Die Choreographie war von Marius Petipa und Lew Iwanow. Bis heute gilt das Stück mit seinen mitreißenden Walzern und der sehnsuchtsvollen Lyrik im zweiten Akt als der Klassiker des Balletts schlechthin.

Präzision verbindet Musik und Tanz



Die Sage von der verzauberten Schwanenprinzessin, die nur durch wahre Liebe aus dem Bann des bösen Zauberers erlöst werden kann, ist bei vielen Völkern bekannt. Mit Maya Ivanova, Konstantin Telyatnikov, Irina Ablitsova und Dmitry Kotermin als Hauptprotagonisten gehört ein insgesamt 40-köpfiges Ensemble zum Russischen Staatsballett. Seit seiner Gründung vor 20 Jahren durch Irina Tichomirowa, einer früheren Primaballerina des Bolschoi Balletts, werden für das Russische Staatsballett die besten Tänzerinnen und Tänzer aus den Ballettakademien rekrutiert.

Kein Wunder, dass die Leistung der Tänzerinnen und Tänzer unter der künstlerischen Leitung von Wjatscheslaw Gordejew am Sonntagabend mit höchstem Lob quittiert wurde. "Einfach wunderbar": Sabine Rohr aus Monzelfeld ist schon in der Pause der insgesamt 150-minütigen Veranstaltung begeistert.

Insbesondere die Präzision, mit der die Künstler Tanz und Musik verbanden, hatte es ihr und ihrer Mutter angetan.

Allerdings sei die Gesamtatmosphäre in der großen Arena nicht so gut, ein kleinerer Raum wäre besser, meinten Besucher. Kritik gab es auch an der musikalischen Qualität: Musik vom Band, die für Gäste in den Seitenbereichen keinen harmonischen Klangteppich ausbreitete und sich insgesamt in der Tiefe der Großraumhalle verlor. Weitere Aufführungen von "Schwanensee" am heutigen Dienstag in Freiburg und am Mittwoch in Singen.

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