Sehnsüchtige Sentimentalität und Posaunen-Spiel mit nackten Füßen

Trier · Die sieben Vollblut-Blechbläser von Mnozil Brass zählen mittlerweile zu den wenigen Stammgästen des Mosel Musikfestivals. Mit einer Show voller Humor und musikalischer Klasse euphorisiert die Combo auch am Samstagabend die 1000 Zuschauer in der ausverkauften Trierer Europahalle.

 Posaunenspiel mit nackten Füßen: Leonhard Paul (Mitte) umgeben von Zoltan Kiss, Thomas Gansch, Roman Rindberger, Robert Rother und Gerhard Füssl (im Uhrzeigersinn). TV-Foto: Dirk Tenbrock

Posaunenspiel mit nackten Füßen: Leonhard Paul (Mitte) umgeben von Zoltan Kiss, Thomas Gansch, Roman Rindberger, Robert Rother und Gerhard Füssl (im Uhrzeigersinn). TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Trier. Wenn die sieben Vollblut-Unterhalter von Mnozil Brass auf der Bühne stehen, ist ein krachendes Spektakel garantiert, sowohl musikalisch als auch komödiantisch reißen die seit über 20 Jahren erfolgreichen Blechbläser ihre Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hin. So auch am Samstag bei ihrem mittlerweile fünften Auftritt im Rahmen des Mosel Musikfestivals.
Mosel Musikfestival


Benannt haben sie sich nach einem Wiener Gasthaus, in dem sie sich ursprünglich trafen, ihre Musik hat jedoch so gar nichts von Wirtshaus-Seligkeit. Die Herren sind musikalisch eine Klasse für sich, schlicht virtuos. Dazu singen, tanzen und schauspielern sie, das "Konzert" gerät zum Gesamtkunstwerk. Ihr Profil hat sich noch einmal geschärft, im Repertoire ihres neuen Programms "Yes Yes Yes" bestechen vor allem die swingenden Töne, auf die sie sich besonnen haben. Daneben stehen Pop, Jazz und Klassiker, Filmmusik oder Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra": Die Trompeten spielen an, die Posaunen übernehmen und die heroischen Trommeln - damm, damm, damm - gibt es vokal dazu. Köstlich!
Das Publikum jauchzt, so wie bei allen Slapstick-Einlagen und den fein herausgearbeiteten pantomimischen Nummern. Manchmal sind die in ihrer Albernheit und epischen Breite ein wenig "drüber", aber das ist eben der spezielle Mnozil-Humor, die Zuschauer lieben und feiern das.
Echte musikalische Höhepunkte sind die poppigen Medleys und die Klassiker, beispielsweise die Interpretation von Sinatras "My Way": Die Trompeten strahlen, und die Posaunen schmachten. Da schmelzen die Herzen dahin, vor allem die der Damen. Mit humorvollem Charme holt beispielsweise Posaunist Zoltan Kiss, während einer pantomimischen Einlage als spanischer Discjockey, eine Dame aus dem Publikum auf die Bühne, um mit ihr zu einem tête-à-tête in den Kulissen zu verschwinden. Gabi Maier hat sichtlich Freude, spielt grandios mit und wagt sogar ein Tänzchen mit dem feurigen Spanier. Tanzen können die Mnozils nämlich auch, ständig sind sie in Bewegung. Die Ansagen von Trompeter Thomas Gansch (der - als primus inter pares - herausragt) kommen an diesem Abend ausschließlich auf Spanisch, der Google-Übersetzer hat ganze Arbeit geleistet und sorgt für Lacher. Und dann singen sie auch noch ein altmodisches Volkslied: "Eine kleine Frühlingsweise", a cappella und voll' sehnsüchtig augenzwinkernder Sentimentalität.
Als Zugabe gibt es die schon legendäre Barfuß-Nummer des Posaunisten Leonhard Paul: Sitzend und mit den blanken Füßen bedient er die Züge der Posaunen von Zoltan Kiss und Gerhard Füssl, mit den Händen drückt er die Ventile der Trompeten von Robert Rother und Thomas Gansch. Großartig! Jubel und stehende Ovationen zum Abschluss. DT

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