"Sehr niveaulos, aber lustig"

Seit ziemlich genau 21 Jahren - seine Bühnenpremiere feierte der Comedian am 2. Oktober 1987 - bringt Michael Mittermeier die Menschen zum Lachen. Der gebürtige Bayer ist mit Worten schwer zu beschreiben, erlebt haben sollte man ihn. Bei seinen beiden Auftritten in der Trierer Arena (1./2. Oktober) applaudierten ihm rund 8000 Menschen mit großer Begeisterung.

Trier. Etwas klein geraten, Anfang 40, spitzbübisch, nachdenklich, vielleicht der Peter Pan der deutsch(-sprachig)en Comedians: Michael Mittermeier. Seine Auftritte sind ein Gesamterlebnis, stellenweise "sehr niveaulos, aber lustig", wie der aus Oberbayern stammende Unterhaltungskünstler die eine oder andere Pointe selbst kommentiert.

Drei Stunden auf (Lach-)Safari



Etwa als Mittermeier Zusammenhänge zwischen dem Erfolg der deutschen Fußballnationalmannschaft und den Kabinenbesuchen unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel ("die Bio-Waffen-Lady") zu sehen glaubt, ihres Zeichens bekennender Fan des Spielers mit der Rückennummer Sieben. Schon wird dem Comedian klar, "was ein Schweinsteiger sein kann".

Michael Mittermeier ist seit mehr als 20 Jahren auf Tour. Kein Wunder also, dass er in seinem aktuellen Programm "Safari" das Reisen durch die Dschungel dieser Welt in den Mittelpunkt stellt. Wer nun einen Bericht über die "Big Five" und stapelweise Dias vermutet, hat die Rechnung ohne den "Michl" gemacht. Die "Großen Fünf" sind für Afrika-Reisende das Sichten von Löwe, Leopard, Nashorn, Elefant und Büffel. Ein mindestens ebenso bleibendes Erlebnis sind für den tourenden Comedian Auftritte in den "großen fünf" Städten Berlin, München, Köln, Hamburg und - an diesen beiden Abenden - natürlich Trier.

Mittermeier amüsiert sich darüber, dass "dieser Gag immer zieht". Tut er nicht ganz, außer vielleicht im benachbarten Saarland: "Die Saarbrücker glauben's wirklich." Als Mittermeier die Trierer als "Pfälzer" bezeichnet, meldet sich lautstark ein Eifeler zu Wort. Die nun folgende Parodie des Comedians auf seinen Zuschauer kann ihm jedoch nicht mal der Eifeler selbst übelnehmen, erinnert sie doch stark an Mittermeiers Darstellung eines durchschnittlich alkoholisierten Oktoberfest-Besuchers.

Wer sich als gebürtiger Bayer über seine Landsleute - und damit indirekt über sich selbst - lustig macht, braucht auch jenseits der Grenzen des Freistaates kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Mittermeiers Selbstironie ist angenehm erfrischend. Vielleicht ein Erfolgsrezept, weshalb er sich seit inzwischen mehr als 20 Jahren auf der Bühne hält. Ein weiteres dürften mit Sicherheit die Bezüge auf aktuelle Ereignisse sein - ob politischer Art, man nehme das CSU-Desaster bei der Landtagswahl in "Michls" Heimat, oder "anspruchsvolle" Fernsehformate wie "Germany's Next Topmodel", für Mittermeier ein Spiegel der deutschen Gesellschaft.

Knapp drei Stunden dauert Michael Mittermeiers (Lach-)"Safari" in die Urwälder der Heimat und die Heimat der Urwälder. Er plaudert aus dem Nähkästchen des Komiker-Daseins und greift zuweilen tief in die Klischee-Schublade. Zum Glück unternimmt der Künstler dabei auch Ausflüge in andere Sparten, die ihn von Kollegen wie Mario Barth unterscheiden.

Seine Spaßgesellschaft verabschiedet der "Michl" am Ende eines äußerst unterhaltsamen Abends mit der Aufforderung, "dass jeder a bissl was tut, denn a bissle is a bissl mehr als nichts". Schließlich "sitzen wir alle im selben Boot": eine Metapher, die angesichts der Klima-Problematik und steigender Meeresspiegel gelingt, bei aller Heiterkeit aber auch ein wenig bitter nachschmeckt.

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