Seit vier Jahrzehnten im Dienst der Kunst - Europäische Kunstakademie Trier feiert 40. Geburtstag

Trier · 40 Jahre besteht die Europäische Kunstakademie Trier in diesem Jahr. Das Haus im ehemaligen Schlachthof am linken Moselufer gehört inzwischen zu den wichtigsten Kulturorten in Trier. Seit ihrem Entstehen hat sich die Anzahl ihrer Kursteilnehmer stetig erhöht, genauso wie sich ihr Programm erweitert hat. Die Schirmherrschaft über das Jubiläumsjahr hat Triers Ehrenbürger und Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, übernommen.

Seit vier Jahrzehnten im Dienst der Kunst - Europäische Kunstakademie Trier feiert 40. Geburtstag
Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Trier. "Die Kurse der Akademie sind auf das Ziel ausgerichtet, Verständnis und Beherrschung für den Prozess der Entstehung eines Kunstwerks hervorzubringen", schrieb Gründungsvater Erich Kraemer 1987 über das Programm der Europäischen Kunstakademie Trier. Damals war die Trierer Akademie gerade mal 10 Jahre alt und hieß noch Akademie für Bildende Kunst. Seit 40 Jahren leistet die Kunsteinrichtung am linken Moselufer mittlerweile ihre verdienstvolle Arbeit.

Etwa 47 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in vier Jahrzehnten ihre 4000 Kurse besucht. Der Name der Akademie wurde inzwischen leicht abgewandelt. Das Angebot hat sich vergrößert und trägt den modernen Medien Rechnung.
So gibt es neben den klassischen Sparten Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Bildhauerei auch eine Infrastruktur für Fotografie und Video. Die Zielsetzung hingegen ist die gleiche geblieben, ebenso wie die Leidenschaft für die Arbeit.Von Anfang an ein Erfolgsmodell



Angefangen hatte alles 1977 mit einer Sommerakademie und jeder Menge Begeisterung unten im historischen Martinerhof im Stadtteil Pallien. Orientiert hatten sich der rührige Maler und Fachhochschulprofessor und sein Gründungsgremium dabei an der Salzburger Sommerakademie von Oskar Kokoschka, der ersten ihrer Art, wo auch Kraemer unterrichtet hatte.

Von Anfang an war die neue Akademie ein Erfolgsmodell. Zu ihren Gründervätern und ersten Dozenten gehörten Altmeister der Trierer Kunstszene wie Mario Diaz Suarez, Jakob Schwarzkopf, Dieter Sommer, Rüdiger Kündgen und Norbert Härtl, aber auch die Keramikerin Ingrid Schmitt-Faßbinder und Waltraud Jammers, die allesamt nicht nur an der Akademie unterrichteten, sondern auch gewaltig die örtliche Kunstszene aufmischten.
Bei den ständig steigenden Teilnehmerzahlen wurden schon bald der Platz knapp und die Arbeitsbedingungen beschwerlich. Externe Räume mussten angemietet werden. Endlich 1998 konnte die Akademie in den leerstehenden und renovierten einstigen Schlachthof an der Aachener Straße umziehen, wo sie noch heute beheimatet ist. Erich Kraemer folgte 1996 als Akademie-Direktorin Gabriele Lohberg. Unter der Leitung der engagierten Kunsthistorikerin hat sich das Programm erheblich erweitert. Aus der einstigen Sommerakademie ist längst ein Ganzjahresbetrieb geworden. Die wichtigste Neuerung im Programm ist die Einrichtung von fünf Studiengängen (seit 2010), bei denen die Teilnehmer unter Grund-, Haupt-, Aufbau- und Projektstudiengängen wählen können. Seit Jahren bietet das Haus zudem ein sogenanntes Mappenstudium an, bei dem Kursteilnehmer beraten und vorbereitet werden, die sich mit ihren Referenzmappen ( einer Sammlung ausgewählter künstlerischer Arbeiten) um die Aufnahme an einer Hochschule bewerben wollen. Neu eingerichtet wurde zudem die Jugendkunstschule Pink Painter.

Rund 1300 bis 1500 Kursteilnehmer werden jährlich in der Akademie unterrichtet. Von den 300 Dozenten, die in den letzten 40 Jahren dort lehrten, kommen schon lange nicht mehr alle aus Trier. Der größte Teil stammt aus Deutschland und dem benachbarten Ausland. Nicht allein das Angebot, auch die Ansprüche der Kursteilnehmer hätten sich im Laufe der Jahre verändert, berichtet Gabriele Lohberg. Crashkurs oder intensive Auseinandersetzung sind die neuen Trends. Begehrt seien daher die neuen Studiengänge, berichtet die Akademie-Chefin.

Deren Absolventen sind treu. Bis zu 10 Jahren kommen sie immer wieder an die Akademie zurück. Modernisiert und damit reduziert hat sich im Laufe der Jahre auch die Größe der Kurse. Wurden ehedem noch bis zu 40 Teilnehmer in einer "Klasse" unterrichtet, so sind es heute gerade mal acht bis 15 Kunstinteressierte. Etwa 800 000 Euro setzt die von einem Verein getragene Akademie jährlich um. Das Geld ist hart erarbeitet. "Die Konkurrenz wird von Jahr zu Jahr größer", berichtet Lohberg. Gleichwohl ist die Einrichtung bis heute die größte freie Kunstakademie in freier Trägerschaft. 72 000 Euro steuert die Stadt Trier als Betriebskosten bei, das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich mit 75 000 Euro, im Jubiläumsjahr spendiert es 80 000 Euro. Mietfrei genutzt werden darf das städtische Gebäude. Etwa 450 000 bis 500 000 Euro an Eigeneinnahmen erwirtschaftet die Akademie jährlich vor allem aus Teilnehmergebühren und Vermietungen, um ihre Ausgaben zu decken.Werbung für die Stadt Trier

Seit vier Jahrzehnten im Dienst der Kunst - Europäische Kunstakademie Trier feiert 40. Geburtstag
Foto: (g_kultur
Seit vier Jahrzehnten im Dienst der Kunst - Europäische Kunstakademie Trier feiert 40. Geburtstag
Foto: (h_servi )
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Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"
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Seit vier Jahrzehnten im Dienst der Kunst - Europäische Kunstakademie Trier feiert 40. Geburtstag
Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"
 Ein Ort der Kunst: die Europäische Kunstakademie Trier. Fotos (8): Europäische Kunstakademie/Eva-Maria Reuther/ Tv-Archiv.

Ein Ort der Kunst: die Europäische Kunstakademie Trier. Fotos (8): Europäische Kunstakademie/Eva-Maria Reuther/ Tv-Archiv.

Foto: (g_kultur



Ganz sicher gehört die Akademie zu den Werbeträgern für Trier. "Wir genießen neben den engagierten Dozenten die Atmosphäre und die schöne Stadt", freuen sich zwei Kursteilnehmerinnen aus Baden-Württemberg, die zum wiederholten Mal nach Trier kommen.
Für das Jubiläumsjahr hat das Haus wieder ein umfangreiches Kursprogramm aufgelegt. Dazu kommen Ausstellungen und jede Menge Festveranstaltungen wie Konzerte des Mosel Musikfestivals, Dozentenausstellungen und ein rauschendes Sommerfest. Apropos Musik: Auch dazu gibt es ein neues Format. Unter der Leitung von Joachim Reidenbach bietet die Akademie musikalische Matineen und Wandelkonzerte. "Wir freuen uns auf das Jubiläumsjahr", sagt Lohberg, "und hoffen, dass viele Trierer es mit uns genießen". Anmeldungen gäbe es dazu schon viele.

Und im Übrigen hofft die Akademieleiterin, dass sich nicht nur die Akademie, sondern auch die Trierer Kunstszene weiter entwickelt. Als einen Beitrag zum sozialen und politischen Anliegen, die Kunst breiteren Schichten zugänglich zu machen, würdigt Triers Oberbürgermeister Leibe die Arbeit der Akademie im Vorwort zum Jubiläumsprogramm. Erich Kraemer hatte das wie folgt formuliert: "Die ästhetische Erziehung ist ein wesentlicher Teil einer freien Gesellschaft. Sie muss zugleich an ihrer Gestaltung und Erhaltung beteiligt sein." Genau dazu muss die Arbeit der Europäischen Kunstakademie beitragen.

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