Serie Wilde 60er: Als der Beat nach Trier kam

Trier/TRABEN-TRARBACH · Warum eine Leserin trotz Liebeskummer einen tollen Abend mit den „Black Cats“ hatte und was die „Lords“ so hinter der Bühne erzählten.

 Damals im Apollo: Die „Botchers“ (1967, oben) und die „Kings“ (1965, rechts) spielten jeweils im Vorprogramm der „Lords“. Auf dem Foto links: Günter Korczak (links) mit dem 1999 gestorbenen „Lords“-Sänger Ulli Günther.     

Damals im Apollo: Die „Botchers“ (1967, oben) und die „Kings“ (1965, rechts) spielten jeweils im Vorprogramm der „Lords“. Auf dem Foto links: Günter Korczak (links) mit dem 1999 gestorbenen „Lords“-Sänger Ulli Günther.  

Foto: Archiv Manfred Lauter

Die Artikel über die Auftritte der „Lords“ und der „Black Cats“ in Trier (TV vom 12. und 14. November) haben einige Erinnerungen bei TV-Lesern geweckt. Etwa bei Dorothee Herrmann aus Reil an der Mosel. Für sie bleibt ein Konzert der Black Cats unvergessen: „Traurig, weil mein damaliger Freund sich mit einem anderen Mädchen zu dem Konzert der „Black Cats“ in Traben-Trarbach verabredet hatte, ging ich mit einer Freundin ebenfalls dorthin – denn die „Black Cats“ waren die berühmteste Band in unserer Region und ein kultureller Höhepunkt. Liebeskummergeplagt ging ich also vorne zur Band und bat darum, für mich das Lied: ‚When a man loves a woman’ von Percy Sledge zu spielen. Sie nickten kurz, ich ging zu meinem Platz zurück. Ein, zwei Songs später rief ein Bandmitglied: ‚Dorothy, where is Dorothy?’ – Ich ging ganz aufgeregt zur Bühne, er sprang herunter und tanzte mit mir, während die anderen mein Lieblingsstück spielten und  meinen Liebeskummer damit in den Hintergrund rückten. Heute noch Danke dafür“, schreibt sie.

Auch für eine andere Moselanerin waren die „Black Cats“ ein Highlight. „Ich bin jetzt 72 Jahre alt, denke aber gerne an die Zeit zurück, als die ,Black Cats’ ihre ersten Auftritte hatten. Jedes Mädel hat von ihnen geschwärmt“, schreibt Hannelore Gellrich. „Ich wohne jetzt wieder in meinem Heimatdorf Neumagen, aber zu dieser Zeit hatte ich ein Zimmer in Trier. Die ,Black Cats’ waren damals die ‚In-Band’. Ich habe sie, wenn ich mich richtig erinnere in einem Gebäude das erste Mal gesehen, das auf dem heutigen Parkplatz in der Rindertanzstraße  stand, es war wie ein Gewölbe-keller. Als die Gruppe ihre LP Soul & Inspiration rausbrachte, musste man sie einfach haben“, schreibt Hannelore Gellrich: „Ich habe immer noch die LP und würde sie gerne an jemand weitergeben, der mit dieser Musik sich identifizieren kann.“

Im Archiv gekramt haben auch die Trierer Musiker Günter Korczak (damals: „The Botchers“) und Manfred Lauter (damals „The Kings“, heute: „The Fireworkers“), die sich unabhängig voneinander an Auftritte mit den „Lords“ im Apollo-Theater erinnern. Die „Kings“ waren beim Auftritt 1965 eine echte Teenie-Band. „Ich war damals 15 und im ersten Lehrjahr“, erinnert sich Gitarrist und Sänger Manfred „Fats“ Lauter an seine Zeit in der damals wohl jüngsten Beatband des Landes. Sie spielten Beatles-Songs, Stones, Kinks, aber auch ein bisschen Soul. Sein Bruder Leo, Kings-Schlagzeuger, ist sogar noch zwei Jahre jünger. „Als wir angefangen hatten, war ich 13 Jahre und Leo 11. Wir hatten jahrelang im Don-Bosco-Heim in Trier-West bis zum Exzess geprobt – unterstützt von Pater Loskill.“ The Kings hätten auch ein weiteres Mal vor den Lords  gespielt. „Das war in Aachen“, sagt Manfred Lauter. 1968 oder 1969 sei dann mit der Band Schluss gewesen. Günter Korczak hat auch eine Erklärung dafür, warum regionale Bands teilweise mehr gefeiert wurden als die bundesweit bekanntesten Beatbands, „The Lords“ und „The Rattles“ (die auch in Trier spielten). „Wenn man alles aus den damaligen Verhältnissen und Stimmungen heraus betrachtet, versteht man, warum jede der Trierer Vorgruppen, nach Ansicht ihrer Fans, den Lords ‚die Show gestohlen’ hat. Die Begeisterung der jungen Leute infolge der noch jungen Rock- und Beatwelle war groß. Und die zahlreichen Trierer Bands, die sich damals formierten, hatten alle treue Fans. Ein Grund dafür war auch, dass es neben dem legendären Exhaus noch jede Menge anderer Lokalitäten in Trier und Umgebung gab, mit Live-Musik an jedem Wochenende – der Hype war groß!“ Nicht nur in Trier: Auch der so genannte „Sprudelball“ in Bernkastel-Kues soll legendär gewesen sein. Korczak spielte mit den „Botchers“ auch im Apollo vor den „Lords“. Die seien vom Trierer Publikum zwar kritisch betrachtet worden, „aber im Endeffekt merkte man schnell, dass sie ausgebuffte Profis waren, eine tolle Show ablieferten und ein erheblich besseres Equipment hatten. Ich vergesse nie, dass „Lord Ulli“, der Sänger der Lords, bis kurz vor dem Öffnen des Apollo-Vorhangs hinter der Bühne grob-derbe Witze erzählte, während uns als Vorgruppe schon heftig die Knie schlotterten“, erinnert sich Korczak, der vom Abend noch Bilder hat – unter anderem mit „Lord Ulli“. „Fest steht, dass die Lords mehrmals in Trier waren. Am 10. April 1967 waren auch wir – „The Botchers“ – als Vorgruppe dabei. Fotos mit Terminangaben habe ich in meinen Alben gefunden. Es war halt was Besonderes, bei einem solchen Event mitspielen zu dürfen.“