Sieg nach Verlängerung

TRIER. (bl) Thomas Ernst und Thomas Ernst wurden in der Tufa Trier mit La Ola-Wellen verabschiedet. Ein Beweis, dass ihr Fußball-Lese-Abend gut ankam.

Stadion Tufa. Die Ränge sind voll besetzt. Die Spieler betreten den Platz. Thomas Ernst, Bundesliga-Torwart des 1. FC Kaiserslautern, und Thomas Ernst, "Bochum-Blitz" vom Kreisligisten SG Wasserliesch/Oberbillig. Anpfiff zur Partie durch die Welt der Fußball-Literatur, -Anekdoten und -Zitate. Die Taktik: Ernst und Ernst wollen durch rührige, bissig-ironische Texte und Doppelpässe das Publikum für sich gewinnen. Mit Glossen von Jürgen Roth und Christoph Biermann und einer Passage aus Ronald Rengs Buch "Der Traumhüter" gelingen dem Duo gefährliche Angriffe. Szenenapplaus kurz vor der Halbzeit, in die es mit einem Zitat von Sepp Herberger geht. Er appellierte direkt nach dem WM-Sieg 1954 an Hans Schäfer: "Trinken Sie nicht so viel. In acht Wochen steht ein schwieriges Spiel in Brüssel gegen Belgien an." Prost. Zu Beginn der zweiten Halbzeit öffnen Ernst und Ernst mit "Fußball und Sexualität" noch mehr ihre Deckung. Fußball als brutaler Sex von Männern und als subtile Form der Homo-Erotik, frei nach Paul Breitner, der mal sagte: "Und dann kam das Elfmeterschießen. Wir hatten alle die Hosen voll. Aber bei mir lief's ganz flüssig." Ernst und Ernst sind verschiedene Spielertypen. Hier der Literatur-Wissenschaftler und VFL-Bochum-Fan als verbaler Filigran-Techniker, dort der Lauterer mit schnörkelloser (Vortrags)-Arbeit. Es geht in die Verlängerung. Trotz strapazierter Stimmbänder verdribbeln sich Ernst und Ernst selten. Nicht so wie einst Thomas Häßler ("Ich habe ihn doch nur ganz leicht retouchiert"). Die beste Phase haben die Spieler beim Zusammenschnitt der Radio-Reportagen zum 3:2 Sieg Österreichs gegen Deutschland bei der WM 1978. Abpfiff im Stadion Tufa. Das Endergebnis: Drei Punkte für alle.

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