Singendes Reisebüro auf Abschlussfahrt

Trier · Sie singen von fremden Ländern, Sehnsucht und Fernweh: die Flippers. "Singendes Reisebüro" hat Entertainer Harald Schmidt sie deswegen genannt. In Trier hat das Schlager-Trio am Samstag seinen Abschied gegeben - mit einer Weltreise all inclusive.

Die kleine Eva hat sich ausgeweint. Die unbekannte Dame wird seit mehr als 40 Jahren von den Flippers besungen und getröstet, und sie dürfte am Samstag in der Trierer Arena wohl die Einzige gewesen sein, für die es eine gute Nachricht ist: Olaf, Bernd und Manfred sind zum letzten Mal auf Tournee, und Eva muss nun keine Tränen mehr vergießen.

Weniger erfreut sind dagegen die rund 4000 Fans in der schon lange vorher ausverkauften Halle: "Es ist so schade, wir sind richtig traurig", finden beispielsweise Elisabeth Kinzig und Brunhilde Formella aus Konz. "Wir können uns noch gar nicht damit abfinden."

Vorher sind jedoch noch einmal drei Stunden gute Laune angesagt. "Das singende Reisebüro hat noch einmal das volle Programm gebucht", kündigt Sänger Bernd Hengst zum Auftakt an und hat damit nicht zu viel versprochen. Zwar reicht die Zeit bei weitem nicht aus, um alle bekannten Lieder aus mehr als vier Jahrzehnten zu singen, die meisten haben die drei jedoch in ihren musikalischen Koffer gepackt.

Singendes Reisebüro - das war eigentlich eine scherzhafte Bemerkung des Fernsehmoderators Harald Schmidt, aber die Flippers tragen sie wie einen Adelstitel. Seit 1986 die rote Sonne von Barbados aufging, steht das Terzett aus dem Kraichgau wie niemand sonst im deutschen Schlager für Sehnsucht und Fernweh. Die Lieder erzählen von fremden Ländern und exotischen Frauen - "feuerrot, hellblond und kaffeebraun", wie es in "Ay, ay, Herr Kapitän" heißt.

Nun kehren die drei Schlagerkapitäne in ihren Heimathafen zurück - nach einer Karriere, in der sie auch schwierige Fahrwasser durchsegeln mussten. Inzwischen aber wieder oben auf der Erfolgswelle angekommen, soll nun endgültig Schluss sein. "Wir haben uns das gut überlegt", sagt Olaf Malolepski. Sie wollen mehr Zeit für ihre Familien haben, die über all die Jahre zu wenig von ihren Männern, Vätern und Opas hatten. Doch obwohl die Flippers ungezählten Frauen Liebeslieder gesungen haben, ihren Ehefrauen sind sie alle treu geblieben. "Wir feiern heute unseren 44. Hochzeitstag", verkündet Schlagzeuger Manfred Durban stolz.

Bei aller Enttäuschung haben die Fans dennoch Verständnis: "Sie haben sich ihren Ruhestand verdient", findet Petra Dier aus Trier-Euren. "Und die CDs bleiben uns ja, die können wir immer weiter hören."

Umgekehrt versprechen auch die Flippers mit ihrem Abschiedslied den Fans: "Ihr bleibt für immer in unseren Herzen."

Extra

Stationen der Flippers-Karriere: 1964 Manfred Durban gründet mit fünf Freunden die Dancing Band. 1965 Bernd Hengst kommt zur Gruppe, die sich nun Dancing Show Band nennt. 1967 Olaf Malolepski wird neues Bandmitglied. 1969 Die Gruppe tritt nun als Flippers auf und hat mit ihrem Titel "Weine nicht, kleine Eva" den ersten Erfolg und erreicht Platz acht der deutschen Single-Charts 1985 Nach erfolglosen Jahren bleibt nur noch das heutige Trio Bernd Hengst, Olaf Malolepski und Manfred Durban übrig. Uwe Busse wird neuer Produzent. 1986 Mit "Die rote Sonne von Barbados" gewinnen die Flippers die ZDF-Hitparade und feiern ihr Comeback. 1988 Die Flippers gehen erstmals auf Tournee. 2004 In der Dortmunder Westfalenhalle gibt das Trio sein größtes Konzert vor 17 000 Besuchern. 2011 Die Flippers sind bis zum März auf Abschiedstournee. In ihrer Karriere haben sie 41 Goldene Schallplatten erhalten, dazu 7 Platinplatten.

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