"So'n Programm kriegt ihr morgen nimmer"

Trier · Zwar hat Bülent Ceylan mangels ostdeutscher Besucher nicht das "ossimanische Reich" in der Arena Trier ausgerufen, dafür aber ein 4000-köpfiges Multikulti-Publikum aus der Großregion mit Comedy um deutsch-türkische Marotten begeistern können. Den perfekten Rahmen lieferten musikalische und pyrotechnische Showeffekte.

 Betört besonders seine weiblichen Fans mit Charisma, Bülent Ceylan in der Arena Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Betört besonders seine weiblichen Fans mit Charisma, Bülent Ceylan in der Arena Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Bülent Ceylans Show fängt wie ein Hardrock-Konzert an. Heavy-Metal-Klänge dröhnen aus den Boxen. Farbige Lichtblitze wandern über die mit Eisen-Aufbauten und Logo im Biker-Stil gestaltete Bühne. Ganz in Schwarz gekleidet stürmt der Comedian ins Rampenlicht, schüttelt seine taillenlange Haarmähne und erntet Kreischen aus etlichen Frauenkehlen.
Dann gönnt sich Ceylan aber erst einmal viel Zeit, sein Publikum mit Abfragen von Nationalität, Alter oder Namen kennenzu lernen. Das ist zäh, darüber retten auch nicht die eher einstudiert als spontan wirkenden Gags wie: "Türken sind hier, aber keine Ossis? Schade, sonst wäre das das ossimanische Reich." Aber immerhin bestätigt sich der Augenschein: Die ganze Großregion ist vertreten, die Nationalitäten sind mit Deutschen, Luxemburgern, Türken oder Polen so bunt gemischt wie die Generationen, darunter viele Kinder und Jugendliche.
Für sie gibt Ceylan den "Kasperle-Türk", hampelt und schneidet Grimassen. Dazu kommentiert er: "Manche Kinder denken, das ist 3-D-Film". Im überwiegend klamaukigen Programm ist das einer der wenigen ansatzweise kabarettistischen Anflüge. Ein anderes Beispiel ist die Pointierung deutscher Essvorlieben: "Der Volksdeutsche unter euch will Schnitzel so groß wie ein Kontinent für 3,50 Euro. Selbst wenn es aus der verstrahlten Ukraine kommt, findet er: Wenn es groß und billig ist, ist es lecker." Mit dem Begriff "Volksdeutscher", wie auch mit gelegentlicher Nachahmung von Hitlers Rede-Stil, nimmt Ceylan deutsches Wesen aufs Korn. Besonders, wenn er sich dazu als Klempner "Mompfreed" verkleidet.
Für jemanden, der unter Quotendruck im Privatfernsehen Massenpublikum bedient, sind Feinheiten vielleicht auch nicht unbedingt Schlüssel zum Erfolg. Das Gelächter in der Arena ist immer dann am lautesten, wenn Bereiche unter der Gürtellinie getroffen werden. Und dahin zielt Ceylan mit zweideutiger Schlüpfrigkeit oft, zum Beispiel in der Rolle des "Harald", der in Trainingsjacke und Baseballkappe die Nöte des Sitzpinkelns mit steifem Glied illustriert.
Noch weitere Figuren stellt er in seinem "Wilde Kreatürken" betitelten Programm dar, aber nur zwei überzeugen als Parodien spezieller Charaktere und sind richtig witzig. Da ist Anneliese, die von ihrem Mann als intellektuelle Null verkannt, eine Privatschule für Frauen mit Bildungsschwerpunkt Königshäuser gegründet hat. Und da ist Hassan, der Macho, der im Falle des Falles mit schlagkräftigen Brüdern aufwarten kann.
Hier, wie immer, wenn Ceylan mit Türken-Klischees spielt oder mit seiner halbtürkischen Abstammung kokettiert, ist er wirklich originell. Dann kommt auch sein Sprachmischmasch aus Monnemer (Mannheimer) Mundart und gebrochenen Türken-Deutsch gut rüber. Rund wird die Show durch pyrotechnische Effekte wie Flammen und Feuerwerk.

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