Solistes Européens bieten musikalischen Champagner

Luxemburg · Das erste Konzert der Solistes Européens Luxembourg in diesem Jahr hat ganz im Zeichen Frankreichs gestanden. In der Philharmonie wurde ein Abend serviert, der den Ruf des Landes als "Grande Nation" unterstrich.

Luxemburg. Mit einem rein französischen Abend haben die Solistes Européens Luxembourg (SEL) unter der Leitung ihres Chefdirigenten Christoph König das neue Jahr eröffnet. Wenn dieses Konzert eine Aussage über die kommenden zwölf Monate sein sollte, so kann es nur ein gutes Jahr werden. Gut 1000 Zuhörer erlebten in der Luxemburger Philharmonie einen Abend, der es in sich hatte. Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns, Arthur Hon egger und Francis Poulenc standen auf dem Programm des jüngsten Sinfoniekonzertes. Es erinnerte an eine exquisite Getränkekarte der Grande Nation.
Zunächst gab es mit dem "Masque et Bergamasque" von Fauré den Aperitif. Es könnte ein Kir (das Original mit Weißwein!) gewesen sein. Viele liebliche (romantische) Anteile in den ersten drei Sätzen, dann aber doch auch eine herbe Note im vierten Satz. Eine raffinierte Mischung, die alle Sensoren öffnete. Zu verdanken war dies einem bestens agierenden Orchester, das mit Verve bei der Sache war.
Anschließend servierte König einen Châteauneuf-du-Pape (Saint-Saëns) und einen Sancerre (Honegger). Der eine vollmundig, samten, den ganzen Raum der Empfindungen beanspruchend. Der andere etwas sperrig, sich querlegend, zum Nachdenken anregend. Bei beiden handelte es sich um die Cellokonzerte, bei denen für den Solopart der deutsche Alban Gerhardt die Verantwortung trug. Ein Solist wie ein großer Jahrgang. Hier harmonisch, breit, majestätisch, dort ein wenig asketisch, nicht eingängig, virtuos und brillant, jedoch nicht stromlinienförmig. Bei beiden Konzerten eine harmonische Einheit mit den SEL.
Am Ende stand die Sinfonietta von Poulenc - der Champagner. Perlend, prickelnd, nuancenreich. Jedes Register der SEL hatte etwas zu bieten, das den akustischen Gaumen reizte. Dabei war alles ausgewogen. Keine Note schnappte vor, nichts wurde überlagert. Von lieblich bis herb wurde die Balance mustergültig gewahrt. Ein perfekter Auftakt, der für jeden etwas zu bieten hatte, ohne beliebig zu wirken. Kann man ein Jahr besser beginnen?

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