Sommernachtsträume im nassen November

Trier · Elf Theaterregisseure aus ganz Europa, darunter die Triererin Judith Kriebel, haben in der Trierer Tufa ihre Versionen von Shakespeares Sommernachtstraum präsentiert.

 Alexia Basile eröffnete den zweiten Tag des Regiefestivals. TV-Foto: Andreas Sommer

Alexia Basile eröffnete den zweiten Tag des Regiefestivals. TV-Foto: Andreas Sommer

So unterschiedlich die Lebensläufe der Regisseure beim Trierer Regiefestival "Versionale", so unterschiedlich setzten sie sich mit Skakespeares Sommernachtstraum auseinander. Für die einen bot der klassische Text über die verworrenen Liebesbeziehungen im königlichen Athen, im verwunschenen Zauberwald der Elfen Titania und Oberon und zwischen den Handwerkern in der Schauspieltruppe eine Basis für ihre eigene Sichtweise auf das Stück oder bestimmte Beziehungskisten. Für andere blieb es unberührbarer Theatertext, der eins zu eins auf die Bühne gebracht werden wollte. So präsentierte der Wormser Abiturient Christian Mayer eine recht brave Version der Traumsequenz, in der Puck alle Figuren in seinen Bann zog.

Stephanie Vagt aus Wien schnitt den Text auf die Szenen zusammen, die die Beste-Freundinnen-Beziehung zwischen Helena und Hermia beleuchten und schuf so einen ungewöhnlich innigen Blick auf diese beiden Frauenrollen, der mit Schokolade und Taschentüchern an Bridget-Jones-Filme erinnerte.

Der Franzose David Jauzon-Graverolles zeigte eine zärtlich-improvisierte, erotisch aufgeladene Geschlechterrollen-Tausch-Version des Sommernachtstraums, der vor allem durch die emotional ausdrucksstarken Schauspieler überzeugte und den Jurypreis des zweitägigen Festivals gewann. Die Triererin Judith Kriebel war die einzige Regisseurin am Abend, die den gelungenen Versuch machte, die wichtigsten Handlungsstränge des Sommernachtstraums auf die Bühne zu bringen. Ihr gelang das Unmögliche durch kreativen Medieneinsatz und einen interessanten Figurenfokus. Lysander, Konsum-frustrierter Mittzwanziger zappte durch die Kanäle, wo die Handwerker-Probe und der Oberon-Titania-Ehestreit nebenbei ablief. Auf dem Anrufbeantworter warteten genervte Verwandte, auf der Leinwand-Projektion hing Hermia im goldenen Rahmen. Kriebels maximale Verdichtung kam an: Am Ende gab es einen von zwei Publikumspreisen, den anderen sicherte sich Andreas Schnell.

Alle drei Gewinner dürfen vom 3. bis 5. Dezember ihre Versionen beim deutschen Endausscheid in Leipzig zeigen.

Hintergrund

Das Versionale-Regiefestival ist ein Projekt, das Regisseuren einmal jährlich die Möglichkeit bietet, ihre eigene Version eines bekannten Theaterklassikers in achtzehn Minuten zu inszenieren. Neben Hamburg, Dresden und Leipzig ist Trier einer der Austragungsorte des Wettbewerbs. Es werden zwei Publikumspreise und ein Jurypreis ausgelobt. Als Preis winkt den Regisseuren die Präsentation ihrer Arbeit beim internationalen Finale im italienischen Trient. (tab)

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