Soundtrack fürs Gefühl

Trier · Zur Feier ihres 25. Geburtstags war jetzt in der Tuchfabrik Trier ein Künstler zu Gast, der ihre Anfänge begleitet hat. Ralf Illenberger, einer der weltweit einflussreichsten Gitarristen, hat ein Programm gespielt, das unter anderem an seine damals in Trier umjubelten Konzerte mit Partner Martin Kolbe erinnerte.

(ae) Sein aktuelles Soloprogramm hat Gitarrist Ralf Illenberger "Himmel über Sedona" genannt, nach seiner jetzigen Wahlheimat in Arizona. Dass der gebürtige Stuttgarter im Land der Wüsten, Prärien und Canyons Fuß gefasst hat, verwundert nicht, wenn man seine Musik hört. Erst recht nicht, wenn er mit der Erklärung, Arizona habe nun mal viel Himmel zu bieten, dort aufgenommene Wolkenfotos zu ihrer Illustration heranzieht. Denn Weite und Unendlichkeit vermitteln auch die Klänge, die er mit virtuosem Finger-Picking und gelegentlich zugeschaltetem Hall seiner Akustikgitarre entlockt.

Stilistisch irgendwo zwischen Klassik, Folk und Pop angesiedelt, sind sie ausgesprochen atmosphärisch. Sanft beschwingt, harmonisch melodiös oder poetisch meditativ bewegen sie dazu, sich einfach fallen und treiben zu lassen. Mit fein nuancierten bis dramatischen Strukturen, die ihre Entsprechung in den optischen Eindrücken von welligen, bizarren oder figürlichen Wolkenformationen finden, wirkt Illenbergers Musik wie ein Soundtrack fürs große Gefühl. Das unterstreichen Titel wie "Love Intense","The Kiss" oder "Heart and Beat" seines Nummer-Eins-Radio-Hits in den USA von 1990. Das Programm spiegelt zunächst die jüngere Erfolgsgeschichte des Gitarristen und Komponisten wider, der Solo und mit Musikern wie Büdi Siebert, Hannes Wader, Eberhard Weber oder Susan Osborn 16 Alben mit acht Top-Ten-Platzierungen in USA und Europa produziert hat.

Ein Wiedererkennen gibt es aber vor allem, als er Titel aus seiner Anfangszeit mit Partner Martin Kolbe ankündigt. Dazu holt er mit Peter Autschmann einen Gitarristen auf die Bühne, der bekennt, wie zahllose andere Gitarristen weltweit von Illenbergers Vorbild inspiriert worden zu sein. Das Déjà Vu funktioniert, beim Publikum kommen Stücke wie "Waves" bestens an. Denn auch sie liefern einen Soundtrack: "Man holt sich seine Jugend zurück", sagt eine Besucherin.

Extra

Ralf Illenberger ist ein deutscher Gitarrist. Seine ersten Auftritte fanden 1977 statt, zunächst mit Duo-Partner Jürgen Kirsch. Später gründete er mit dem Gitarristen und Sänger Martin Kolbe das Duo Kolbe & Illenberger, das 1978 das Album Waves veröffentlichte. Die LP wurde für den Deutschen Schallplattenpreis nominiert. Der Titelsong seines Albums Heart & Beat (1990) wurde ein Radiohit in den USA und erreichte die Spitzenposition in drei Radio-Playlists. Bis heute produzierte er 16 Alben.

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