Späte Nähe

LUXEMBURG/TRIER. (mö) Seit 1983 wohnt die angesehene deutsche Autorin Margret Steckel in Luxemburg. Wie lebt und wie schreibt sie dort? Damit befasst sich das "6. Café littéraire" des Trierer Bildungszentrums am Sonntag im Palais Walderdorff.

Margret Steckel, die deutsche Autorin, die am 27. November um 11 Uhr im VHS-Saal des Palais' Walderdorff Trier liest, hat sich nicht aus persönlicher Vorliebe in Luxemburg niedergelassen, sondern aus pragmatischen Gründen. "Wir lebten in England und Irland", erzählt die Autorin, die 1934 in Mecklenburg geboren wurde und schon als Jugendliche die DDR verließ. "Als mein Mann dann seine Firma verkaufte, brauchten die Kinder ein Land mit der Unterrichtssprache Englisch." Damals, 1983, wurde das vielsprachige, weltoffene Luxemburg zum neuen Wohnsitz vom Margret Steckel und ihrer Familie. Margret Steckel, die unter anderem von der Hamburger Autorenvereinigung ausgezeichnet wurde und 1990 im Wettbewerb der deutschen Bundesregierung "Die Grenzen sind gefallen" einen ersten Preis errang, hat Luxemburg von Anfang an als frei, tolerant und weltoffen erlebt. In der Erzählung "Der Letzte vom Bayerischen Platz" hatte sie die Berliner Kindheit ihres Mannes in den 1920er-Jahren geschildert. Und das Erstaunen, dass sie 1997 ausgerechnet für diese "deutsche" Erzählung den begehrten "Prix littéraire national", den literarischen Nationalpreis Luxemburgs, erhielt, klingt bei ihr immer noch durch. Offen, kritisch, aber mit einem unerschütterlichen Willen zu einer historischen Objektivität, die auch Kritik am eigenen Land einschließt, so beschreibt sie die Luxemburger, zumindest die literarisch ambitionierten Intellektuellen im Großherzogtum. Wie gehen die Luxemburger mit ihrer Vergangenheit um? Persönlich habe sie bisher keine Deutschfeindlichkeit gespürt, sagt Margret Steckel, inzwischen Mitglied des deutschen Pen. Und doch schwingt in ihrem freundlichen Erzählton etwas mit vom Entsetzen über die Untaten ihrer deutschen Landsleute. "Wenn ich gewusst hätte, wie man mit den Luxemburgern umging, wäre ich nicht hierher gekommen." Neben Romanen hat sie zahlreiche Erzählungen veröffentlicht. Texte über Luxemburg? Das Land sei ihr bisher nicht nah genug gewesen. Diese Periode ist wohl vorbei. Ihr nächstes Buchprojekt wird sich mit dem Großherzogtum und seinen Menschen befassen. "Ich mag die Luxemburger."

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