Spätes Bekenntnis zu den Wurzeln

Von der einstigen Indie-Hoffnung Richtung Mainstream: Mando Diao haben den Sprung zum Arenen-Füller noch nicht geschafft - vielleicht sollten sie dies am besten auch gar nicht versuchen.

 Gustav Norén und Björn Dixgård (rechts) haben in Luxemburg nicht jeden überzeugt. TV-Foto: Sandra Schmitz

Gustav Norén und Björn Dixgård (rechts) haben in Luxemburg nicht jeden überzeugt. TV-Foto: Sandra Schmitz

Esch/Alzette. Sie sind die pure Arroganz: Wenn Mando Diao die Bühnen dieser Welt betreten, machen sie dies in aller Regel hochnäsig, herablassend und selbstverliebt. Trotzdem werden sie von ihren Fans angehimmelt und begehrt. Schließlich kommen diese zumeist wegen der Musik.

Auch ohne sie kommt ein Großteil der weiblichen Schar auf seine Kosten: Schließlich sehen die vier Jungs alle recht knackig aus. So dürfte der Auftritt von Mando Diao in der Rockhal vielen gefallen haben, manch einer wird aber nicht voll auf seine Kosten gekommen sein.

Verhaltener Beginn



Nach einer schwedischen Oper legen die Schweden gewaltig mit "Blue Lining White Trenchcoat" los. Doch der Effekt verpufft, es geht etliche Nuancen gemächlicher weiter. Dafür aber optisch reizvoll: Die Sänger Gustav Norén, gehüllt in einen schwarz-roten Vampir-Umhang, und Björn Dixgård stolzieren über die Bühne, in der Mitte steht ihr pompöser Mikrofon-Ständer: Silberne Blumen ranken sich gewaltig in die Höhe, aus ihnen winden sich die Mikrofone.

Schon beim dritten Titel "God knows" wird deutlich, dass Mando Diao sicherlich auf kleinen Bühnen funktionieren. Bei größeren Hallen, wie der nicht ausverkauften Rockhal, Arenen oder gar Festivals haben sie aber Schwierigkeiten, ihre Musik auch in die hinterste Ecke zu transportieren.

Dem Sound fehlt die Durchschlagskraft, weil zu leise, spätestens ab Reihe 15 wird nur noch locker mitgewippt, und Pogen ist - der vielen zartbesaiteten Mädels wegen - gar nicht gern gesehen.

Zweifelhafte Setlist: Zu träge, zu langsam



Aber auch die Setlist lässt Wünsche offen: Gerade, als die Raumtemperatur steigt und sich Schweißperlen bilden, folgt ein unglaublicher Bruch: Einer Indie-Rock-Band nicht würdig verziehen sich Gustav und Björn auf eine kleine Bühne inmitten des Publikumsbereiches und greifen zur Akustik-Gitarre: "The new boy", "All my senses", eine Buena-Vista-Social-Club-Version von "Gold" und "Never seen the light of day" kommen allzu gefühlvoll und leider auch träge daher. Mando Diao nehmen dadurch die Luft erst einmal wieder raus.

Glücklicherweise kehren die vier Schweden, unter anderem begleitet von zwei unnötigen Background-Sängerinnen, nun aber endlich, endlich auf ihre angestammten rockigen Pfade zurück. Eben die, die sie seit 2002 so beliebt gemacht haben: eingängige Riffs, schnelle Melodien und damit verbunden brachialer, nach vorne preschender Indie-Rock.

Mit "Give me fire" wird's wärmer und spätestens ab "Down in the past" heiß. Bezeichnend: Erst jetzt, nach über 80 Minuten, wagen sich die ersten Fans zum Crowd-Surfing. Aber der Band läuft die Zeit davon: "Gloria", "Mean street" und "Dance with somebody" kommen spät daher, und plötzlich ist alles auch schon wieder vorbei. Und auch deswegen bleibt der reichlich fade Beigeschmack, dass das Ende des Konzerts viel zu früh gekommen ist - und man selber nicht auf volle Kosten.

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