Spannend, dynamisch, ungerade

Trier · Die aktuelle WDR-Jazz-Preisträgerin Christina Fuchs hat mit ihrem Quartett No Tango für einen spannenden Konzertabend im Trie rer Restaurant Brunnenhof gesorgt. In der Reihe Georg Rubys Off Zone stellte die Kölner Saxofonistin Jazz mit ethnischen Einflüssen vor, der durch besonderes Arrangement und außergewöhnliche Rhythmik bestach.

 Mit Saxofonistin Christina Fuchs (links) und ihrem Quartett No Tango – Florian Stadler, Ulla Oster und Christoph Hillmann (von links) – stellen sich beim Konzert im Trierer Brunnenhof hochkarätige und innovative Musiker vor. TV-Foto: Anke Emmerling

Mit Saxofonistin Christina Fuchs (links) und ihrem Quartett No Tango – Florian Stadler, Ulla Oster und Christoph Hillmann (von links) – stellen sich beim Konzert im Trierer Brunnenhof hochkarätige und innovative Musiker vor. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Zwei Aha-Erlebnisse gibt es gleich zum Auftakt des Konzerts von No Tango: Da steht eine Band in seltener halb weiblicher, halb männlicher Besetzung auf der Bühne. Und es ist ein Instrument dabei, das im Jazz so gut wie nie, schon gar nicht in einer Hauptrolle auftaucht - das Akkordeon. Der Einstieg in das ungewöhnliche Klangbild, das sich in seiner Kombination mit Sopransaxofon oder wechselnd Bassklarinette, Kontrabass und Schlagzeug ergibt, flutscht mit "Dragee", einer beschwingt luftigen, groovenden Komposition von Bassistin Ulla Oster.
Kreative Frontfrau gibt Ton an


Ab dem nächsten Titel "Tangomat" aber geht es richtig zur Sache, im einprägsamen Stil, den die kreative Frontfrau, Saxofonistin Christina Fuchs, geformt hat. Ihr nach eigenem Bekunden ausgeprägtes Faible für ungerade Zahlen schlägt sich in ungerader Rhythmik nieder.
Für dieses unkonventionelle Kompositionsprinzip ist die in viele renommierte Projekte eingebundene Musikerin mit dem WDR-Jazzpreis ausgezeichnet worden. Zu Recht, denn die so entstandene, viele Improvisationsfreiräume bietende Musik, klingt ungewöhnlich spannend. Sie schöpft aus unterschiedlichsten Einflüssen und Ideen. Da klingt immer mal wieder Tango Nuevo an, aber, wie es der Bandname "No Tango" klarstellt, nicht in Reinform.
Verse und eine Bus-Hupe


In "Haiku" steht das Prinzip japanischer Versdichtung mit 5-7-5 Lauteinheiten Pate, in "YallaYalla" Volksmusik aus dem Irak oder in "Scoul-Tarasp" die Dreiklang-Hupe eines Schweizer Postbusses. Die Titel sind mal orgiastisch-dynamisch, mal sanft balladesk und haben meist leicht melancholische Untertöne. Sie changieren zwischen klarer Struktur und Auflösung in Form von Geräuschcollagen. Im Zentrum stehen emotionale, zwischen Harmonie bis bewusst gesetzter Dissonanz pendelnde Dialoge von Christina Fuchs mit ihrem ebenso virtuos spielenden Akkordeonisten Florian Stadler. Ihre oszillierenden Melodielinien flirren über einem warmen Fundament, das Ulla Oster am Bass und Christoph Hillmann am Schlagzeug sensibel gestalten.
In der behaglichen Clubatmosphäre des voll besetzten Restaurants Brunnenhof hat ihre Musik eindrückliche Wirkung. Die Zuschauer verabschieden das innovative Quartett mit viel Applaus und erst nach einigen Zugaben.Extra

Die Konzertreihe Off Zone wird von Georg Ruby, Pianist, Hochschulprofessor, Mitgründer des Kölner Jazzhauses und Initiator des Labels JazzHaus Musik, präsentiert. Einmal monatlich donnerstags im Trie rer Club Brunnenhof stellt er innovative und renommierte Bandprojekte des Jazz und der improvisierten Musik aus der Kölner oder der Szene um die Musikhochschule Saarbrücken vor. Bis April stehen noch vier Konzerte auf dem Programm, das nächste bietet am 15. Januar Hildegard-Knef-Interpretationen mit dem JassLab de Cologne feat. Georg Ruby. ae

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