Spardebatte: Ex-Chef Kindermann stellt sich auf die Seite des Theaters

Trier · Der frühere Intendant des Trierer Theaters, Heinz Lukas-Kindermann, hat die Stadt aufgefordert, von ihren Sparauflagen Abstand zu nehmen. Das kleine Drei-Sparten-Haus habe "überhaupt keinen Spielraum für Einsparungen".

Trier. Der streitbare Wiener, der jetzt in München lebt, hat Erfahrung mit städtischen Sparvorlagen. Im Jahr 2001 sollte er kurzfristig 100 000 Euro aus seinem Budget streichen. Der Intendant machte dem Trierer Rathaus die Hölle heiß, entfachte einen mächtigen Proteststurm, ließ eine große Verdi-Oper zur Saisoneröffnung demonstrativ konzertant spielen - und blieb fortan von Kürzungen weitgehend verschont.
Schon damals entstand der Sparzwang aus der Nicht-Übernahme von tariflichen Kostensteigerungen durch Stadt und Land. Diesmal ist der Sparanteil gegenüber dem angemeldeten Bedarf deutlich höher. "Nicht machbar", befindet Lukas-Kindermann, "im Budget gibt es keine Fettschicht". Gemessen an den Etats anderer Theater erzeuge Trier auch heute "aus nichts eine sehr hohe Qualität.
An letzterer müsse man festhalten. Ein Programm der Gefälligkeiten und der massenwirksamen Unterhaltungsstücke sei "nicht die Aufgabe eines subventionierten Theaters". Der Theaterhaushalt sei ohnehin immer nur zu einem Bruchteil aus Zuschauereinnahmen zu generieren. Der wesentliche Anteil bestehe aus "Personalkosten, die kaum zu beeinflussen sind".
Dass die Bürger ihrem Theater bislang nicht gerade massenhaft beispringen, dafür hat der Alt-Intendant eine typisch Kindermann\'sche Erklärung: Das müsse daran liegen, "dass die Trierer sich einfach nicht vorstellen können, dass die Politik nach all ihren Versäumnissen und dem dilettantischen Ruinieren der Antikenfestspiele nun auch noch das Theater kaputtmacht". DiLExtra

Der Trierische Volksfreund und die Gesellschaft der Theaterfreunde laden am kommenden Montag, 19.30 Uhr, zu einem Forum unter dem Motto "Spar-Opfer Kultur? - Wie geht es weiter mit dem Theater Trier?" ein. Neben einem sechsköpfigen Experten-Podium soll auch das Publikum zu Wort kommen. DiL

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