Kultur in Luxemburg Spielplan verspricht „Vielfalt der Emotionen“

Luxemburg · Vielfalt und Highlights des Gegenwartstheaters bietet der neue Spielplan der Theater der Stadt Luxemburg.

 Szene aus Pina Bauschs Tanzstück „Kontakthof“.

Szene aus Pina Bauschs Tanzstück „Kontakthof“.

Foto: Oliver Look

Auf Sicht fahren. Das bleibt in Corona-Zeiten das Gebot der Stunde für Theatermacher und andere Kulturveranstalter. „Wir haben die schwerste Spielzeit hinter uns, die wir jemals hatten“, erklärte Lydia Polfer, Bürgermeisterin der Stadt Luxemburg, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Spielplans 2021/22 der Theater der Stadt Luxemburg. Dieser liegt vorerst nur online vor. Flexibilität sei angesichts der Pandemie angesagt, sagt Tom Leick-Burns, Intendant des Grand Théâtre und des Théâtre des Capucins, also der beiden städtischen Häuser. Daran hat es den Programmmachern offensichtlich nicht gefehlt.

Für die neue Spielzeit legen die beiden Häuser ein vielfältiges Programm vor, das dem internationalen, mehrsprachigen Standort gerecht wird. Zudem verdeutlicht das Programm die Strategie des Hauses, neben prominenten Gastspielen auch über Koproduktionen mit internationalen Häusern die landeseigenen Künstler zu fördern. „Wir wollen das Theater weiterentwickeln“, sagt Leick-Burns. Und natürlich gehe es auch um Strahlkraft nach außen über die Grenzen.

„L`émotion au pluriel“ heißt das programmatische Motto des Spielplans (so wie das Album der Sängerin Jakie Quartz), was so viel bedeutet wie Vielfalt der Emotionen. Die werden tatsächlich in ihrer ganzen Breite abgebildet als Schauspiel, Musiktheater, Tanz, Performance und Installation. Für jeden findet sich etwas in dem internationalen, mehrsprachigen Programm mit starken Regie- und Tanzsprachen des Gegenwartstheaters . Die Auswahl ist groß. Als echte Highlights sollte man ein paar Aufführungen allerdings auf keinen Fall verpassen.

Schauspiel Als „ Stücke ohne Personen“ kommt gleich zu Beginn der Saison „Rimini Protokoll“ ins Grand Théâtre. Das Berliner Autoren-Regie Team, das oft auf provokante Weise das Zeitgeschehen hinterfragt, gehört zu den wichtigsten Positionen des dokumentarischen Theaters. In seiner szenischen Installation „Nachlass“ widmet es sich dem Tod in der postmodernen Welt und den Botschaften, die Sterbende der Nachwelt hinterlassen wollen (25. September). Mit Schauspielern wie Wolfram Koch ist Frank Hoffmanns Inszenierung „Ödipus & Antigone“ (13.1.) hochprominent besetzt. Der Autor Euripides gilt als der modernste Autor im antiken Dreigestirn Aischylos, Sophokles, Euripides. Die Produktion wird im Rahmen des Schwerpunktthemas „Fokus Griechenland“ gezeigt. Hochspannendes verspricht auch der Zugriff der jungen österreichischen Regisseurin Sara Ostertag auf Thomas Manns Bildungsroman „Der Zauberberg“. Die 1983 geborene Theatermacherin, die interdisziplinär unterwegs ist, hat unter anderem bei Milo Rau in Zürich studiert und als Dramaturgin mit Ausnahmekünstlern wie Florentina Holzinger zusammengearbeitet (30.3.) Einer der interessantesten deutschen Regisseure des Gegenwartstheaters wird im Mai erwartet. Andreas Kriegenburg inszeniert Heinrich von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“ (12.5.). (Alle Produktionen Grand Théâtre)

Oper Unbedingt vormerken sollten sich Opern- wie Kunstfreunde die zeitgenössische Adaption von Kurt Schwitters „Ursonate“ durch den südafrikanischen Cross-over-Künstler und Documenta Teilnehmer William Kentridge im Théâtre des Capucins (12.11.). Dem Künstler widmet das Museum für zeitgenössische Kunst in Luxemburg (Mudam) derzeit eine eindrucksvolle Ausstellung (der TV berichtete). Ein außergewöhnliches Projekt zum Thema Diktatur und Freiheit ist die Oper „Zu unseren Schwestern unseren Brüdern“. Als Diptychon hat der Komponist Eugene Birman Texte der Europäischen Menschenrechtskonvention neben Victor Ullmanns Kammeroper „Der Kaiser von Atlantis“ gestellt, die der in Auschwitz ermordete Österreicher im KZ Theresienstadt komponierte (20.1.).

Große Oper in hochprominenter zeitgenössischer Überschreibung verspricht Georges Bizets Klassiker „Carmen“ in der Inszenierung von Dimitri Tschernijakov (6.3.). Der Russe ist der angesagteste Regisseur seines Landes. (beide Grand Théâtre)

Tanz Wie in den Jahren davor, bietet auch das Tanzprogramm spannende Künstler und Projekte, allen voran die Compagnie Pina Bausch, die sozusagen das Erbe der Tanzlegende angetreten hat. Mit Germa Acogny & Malou Air, einer Truppe afrikanischer Künstler, realisieren sie Strawinskys Komposition „The Rite of spring“(14.10. Théâtre des Capucins).

Mit dem Tanztheater Wuppertal kommt zudem eine der führenden deutschen Compagnien nach Luxemburg. Aufgeführt wird Pina Bauschs berühmte Choreographie „Kontakthof“ (2.12.). Hochgenuss verspricht schließlich als One-Man-Show der Choreograph, Designer und Performer Martin Zimmermann vom Tanzhaus Zürich mit seinem bisweilen schwarzen Humor (29.6.) (beide Grand Théâtre).

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