Sprühende Energie, leuchtende Farben

Wittlich · Das Cecil Verny Quartett aus Freiburg ist beim Jazzclub Wittlich zu Gast gewesen. In einem vielfarbigen und vielseitigen Konzert blickten die Musiker auf 25 Jahre Bandgeschichte zurück. Dabei rissen die ausdrucksstarke Stimme von Cecil Verny und groovende Arrangements das Publikum zu Beifallsstürmen hin.

Wittlich. Dieser Abend im Hotel Lindenhof hat alles, was ein Konzerterlebnis zum Genuss macht. Auf der Bühne steht eine bestens aufgelegte Band mit charmanter Frontfrau, die von Beginn an einen engen Draht zum Publikum knüpft. Und sie macht Musik, die mit immer neuen Facetten überrascht.
Vokalistin Cecil Verny, Bassist Bernd Heitzler, Pianist Andreas Erchinger und Drummer Lars Binder feiern das 25-jährige Bestehen ihres Quartetts. Dazu haben sie Höhepunkte ihres auf 14 Tonträger gebannten und mit Preisen überhäuften künstlerischen Schaffens zusammengestellt. Es umfasst eine musikalische Bandbreite von sanften, träumerischen Jazzballaden über hochenergetischen Rock, knackigen Groove und tanzbaren Latin bis zu ergreifendem Blues und Soul. Die Grenzen sind dabei immer fließend.
Im Mittelpunkt steht die großartige Stimme der von der afrikanischen Elfenbeinküste erst nach Frankreich und dann nach Deutschland ausgewanderten Cecil Verny. Gleich mit dem traurigen Liebeslied "I would" prägt sich dieses warme, rauchige, timbrierende Organ unvergesslich ein. Es transportiert nicht nur die Sehnsucht, die Liebe und den Schmerz, es ist all das.
In "No I.D.", einem Stück über die Flüchtlingsmisere, verkörpert diese Stimme laute, pure Wut, in "Car Désespérée" fragile Gebrochenheit. Verny kann aber noch viel mehr, als Gefühlen intensiven Ausdruck zu geben. Sie macht aus jedem Song ein Kunstwerk. Ihr steht ein vielseitiges Instrumentarium zur Verfügung, das sie mit überwältigender Leichtigkeit nutzt. Sie scattet, seufzt, schnalzt, säuselt oder schreit, formt archaische Laute, die an rituellen afrikanischen Gesang erinnern. Das sorgt für so viel Dramatik und Spannung, dass sich die Begleit-Arrangements oft auf ein minimalistisches Maß beschränken können. Markante Bass- und Schlagzeugrhythmen sowie hypnotische Keyboardsequenzen bilden die Grundlage.
Was an diesem Konzert begeistert, ist seine Vielseitigkeit. Es bietet Musik zum Träumen, Entspannen, zum intensiven Zuhören oder Tanzen, in einem Stil-Mix, der die Nische Jazz hinter sich lässt, ohne jedoch den Mainstream zu bedienen. Das Publikum ist aus dem Häuschen, lässt die Künstler erst nach weit mehr als zwei Stunden und zwei Zu gaben ziehen. ae
Die weiteren Konzerte des Jazzclubs Wittlich finden im Casino, Friedrichstraße 4, statt. Den Auftakt macht das Trio 68 um den aus Wittlich stammenden Pianisten Christoph Adams am Freitag, 26. Dezember, 20 Uhr.

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