"Stadt als Bühne"

WALDRACH/BOVERATH/MÜLHEIM. Am Samstag geht der Vorhang auf: "Die Stadt als Bühne" des öffentlichen und privaten Lebens öffnet sich dann zum Tag der Architektur. Wobei das Motto des Architekturtages nicht ganz wörtlich zu nehmen ist. Meint doch "Stadt" den gesamten Lebens- und Siedlungsraum des Landes einschließlich Dörfer und Gemeinden.

Was auf der baukulturellen Schaubühne gegeben wird, hängt wie beim richtigen Theater ganz entschieden von der Qualität der Darsteller sprich, den Planern, Bauherrn und Baumeistern ab und nicht zuletzt vom Zeitgeist. Wie sagte doch zeitlos richtig Dichterfürst Goethe: "Architektur ist Gesinnung." Auf jeden Fall: Eine ganze Reihe Probleme thematisiert die zeitgenössische Architektur-Bühne. Wie man ein gelungenes aktuelles Stück daraus macht, sei an drei regionalen Baubeispielen aus dem Programm der "architektouren" 2006 (siehe Liste im Trierischer Volksfreund von 20. Juni) gezeigt. Ob eine Kommune baukulturell gut oder schlecht aufgestellt ist, wird nicht zuletzt an ihren öffentlichen Gebäuden deutlich. Als Vorzeigeobjekt darf das neue Rathaus der Verbandsgemeinde Ruwer gelten. Der "zweispännige" Baukörper der Architektenarbeitsgemeinschaft Iris Willems, Architekturbüro Stein + Hemmes und Marianne Rummel beweist wahrhaft demokratisches Format. Ganz selbstverständlich fügt er sich in die örtliche Hanglandschaft ein und bekennt sich zur Region und ihrem Charakter. Mit seinen schönen Schiefer- bruchsteinmauern, seinem scheunenartigen Holzanbau und seiner ganzen Baugestalt ist er Gleicher unter Gleichen. Dennoch haben die Architekten keinen rückwärts gewandten historisierenden Bau geschaffen. Stahl und Glas machen ihn gegenwärtig. Die rötlichen Holzplatten der Außenfassade, die in schönem Kontrast zum Bruchstein stehen, geben dem Bau jene schlichte Eleganz, die ihn als Repräsentanten eines Gemeinwesens ausweisen. Ein durch und durch privater Bau, der gleichwohl vorbildlich die Auseinandersetzung mit wesentlichen zeitgenössischen Bauaufgaben darstellt, ist das Wohnhaus, das der Gerolsteiner Architekt Hendrik Eltze in Daun-Boverath gebaut hat. Der zweiteilige Baukörper in Holzbauweise bekennt sich zu den überlieferten Bauformen des Eifeler Bauernhauses. "Mir geht es darum, die herkömmlichen Bauformen auf moderne Weise weiterzuführen", sagt Eltze. Ganz entschieden geht es dem Architekten auch um eine gute Baubiologie. So hat das Haus im Inneren einen Lehmwandputz, Hanffaserdämmung und Natursteinfliesen. Beim Anrühren der Wandfarbe hat übrigens die Bauherrin, die einen Bio- laden betreibt, selbst Hand angelegt. Dass es sich bei dem Bau um ein Niedrigenergiehaus handelt, ist geradezu selbstverständlich. Was sich günstig auf die Herstellungskosten auswirkte, ist die weitgehende Verwendung von vorgefertigten Bauteilen. Nicht jeder Neu-Bau ist wirklich neu. Eine reizvolle Herausforderung für Architekten stellt in zunehmendem Maß die Sanierung bestehender und historischer Bausubstanz dar und deren Verbindung mit zeitgenössischen An- und Umbauten. Eindrucksvoll gelungen ist das im "Weinromantikhotel Richtershof" in Mülheim. Architekt Ingmar Weber hat die höchst unterschiedlichen Gebäudeteile des alten Weingutes ( den barocken Bau an der Straße und die Wirtschaftsgebäude in Bruchstein aus dem 19.Jahrhundert) stimmig zu einem funktionierenden Ensemble vereint, das neuerlich den Eindruck eines Weinhofes vermittelt. Die neuen transparenten Glasstahlkonstruktionen betätigen sich als zurückhaltender Mittler zwischen den Gebäudeteilen und lassen den Blick auf die historischen Hauptdarsteller frei. Eingebettet wurde das Ganze in einen sehr schönen Garten. Tag der Architektur am 24. und 25. Juni; Rathaus Waldrach, Untere Kirchstraße 1, 54320 Waldrach, Wohnhaus Utters Kirstgen, Boverather Straße 54, 54550 Daun-Boverath, Weinromantikhotel Richtershof, Hauptstraße 81 bis 83, 54486 Mülheim Alle Objekte sind geöffnet: Sa 14-18 und So 11-18 Uhr

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