Stadtplanung aus einer Hand

Er stellt "Masterpläne" für Köln, Trier und Frankfurt auf — und entwirft ganze Städte für rund 400 000 Menschen in China. Der Frankfurter Städteplaner Albert Speer junior, der heute 75 Jahre alt wird, ist mit seinem Büro weltweit aktiv.

Frankfurt. (dpa/hpl) Und rund um den Globus versucht er, seine Philosophie von einer umweltgerechten Stadtplanung umzusetzen. Dazu gehören für ihn eine Minimierung des Flächenverbrauchs und energieeffizientes Bauen — dafür wurde auch der Begriff der "Nachhaltigkeit" geprägt.

Ob Europa, Asien oder Afrika: Nach Speers Ansicht kann überall "intelligent" gebaut werden. Europa hat den Vorteil, dass hier die Stadt — auf Grundlage der griechischen Polis — in ihrer klassischen Verdichtung und Funktionsmischung am ehesten erhalten ist. Doch die Zersiedelung der Regionen mit ihren öden Vorstadtsiedlungen und den Fachmärkten und Bürosilos auf der grünen Wiese hat die alte Balance inzwischen zerstört. Speer fordert deshalb seit langem eine Kehrtwende, um die "Flucht ins Umland" zu stoppen. Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit sollten wieder eng miteinander verzahnt sein. Speers Büro beteiligte sich früh an der Umwandlung von alten städtischen Industriebrachen oder alten Güterbahnhofsgeländen wie etwa in München in moderne Wohn- oder Büroräume.

Die Metropolen haben inzwischen erkannt, dass die Attraktivität der Städte im verschärften internationalen Wettbewerb zum wichtigen Standortfaktor geworden ist. Unternehmen schauen bei Investitionen neben den harten wirtschaftlichen Fakten verstärkt darauf, wie es um den Freizeitwert oder das kulturelle Umfeld einer Region bestellt ist. "Stadtplanung ist daher zu einem wesentlichen Faktor geworden", sagt Speer.

Der 1934 in Berlin geborene Speer hat nach dem Krieg zuerst eine Schreinerlehre gemacht und dann in München Architektur studiert. Anfang der 60er Jahre kam er in ein namhaftes Architekturbüro in Frankfurt. . Heute sind in seiner Frankfurter Firma AS&P (Albert Speer und Partner) 120 Menschen beschäftigt.

Seit vielen Jahren ist Speers Büro mit dem Bau von Städten in Nigeria, Saudi-Arabien und China engagiert. Nach einer "Autostadt" in Shanghai plant Speer gerade eine "Öko-Stadt" in Changchun im Norden des Landes. Auf 53 Quadratkilometern soll für fast eine halbe Million Menschen eine Modellstadt entstehen, in der die zurückzulegenden Wege auf ein Minimum reduziert werden sollen. Jeder der sechs Stadtteile wird ein Zentrum mit allen Dienstleistungsfunktionen bekommen.

Rasante Entwicklung in China



Forderungen, deutsche Architekten sollen grundsätzlich nicht in diktatorisch regierten Staaten bauen, hält er für Unfug. "Wir sollten uns als Deutsche nicht anmaßen, anderen zu sagen, wie sie leben sollen", meint Speer dazu. Außerdem gehe es seinem Büro um sinnvolle Projekte für die Menschen, nicht um Prachtbauten für die Regierung. Von der rasanten Entwicklung in China ist Speer beeindruckt — und er ist überzeugt, dass das riesige Land auch in Sachen Ökologie die Zeichen der Zeit erkannt hat.

Auch für die Stadt Trier erarbeitete Speers Büro vor rund zehn Jahren einen "Masterplan", der unter anderem eine stärkere Anbindung des Bahnhofsplatzes an das städtische Leben vorsieht. Dieses Konzept ist in den Stadtteilrahmenplan eingeflossen, der aber noch umgesetzt werden muss.

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