Stahlsicherheitsnetz und Herzchentür

Plumper geht es ja eigentlich schon nicht mehr, als das Werk von anderen einfach abzupausen. Ein Kölner Museum will diese schnöde Form der Kunstfälscherei trotzdem jetzt adeln und widmet ihr gleich eine ganze Ausstellung.

Seit gestern zeigt das Wallraf-Richartz-Museum mit der Sonderausstellung "Die Kunst der Pause - Transparenz und Wiederholung" 30-mal Abgepaustes. Und lehrt: Mit Transparentpapier ein Motiv abpausen - vor 40 Jahren war das eine weit verbreitete Kopiertechnik und Freizeitbeschäftigung vieler Kinder. Das Transparentpapier musste früher aufwendig hergestellt werden: Man tränkte etwa Papier in Öl oder kochte Fisch aus. Oft diente das Abpausen einfach der preiswerten Vervielfältigung oder als Zeichenübung. Wie viel einer der berühmtesten Maler des 20. Jahrhunderts im Laufe seines Schaffens üben musste, und ob er jemals etwas abgepaust hat, ist nicht überliefert. Seine Lieblingsmuse ist dagegen sehr wohl bekannt. Keine Frau hat Pablo Picasso so häufig gemalt wie Olga, seine erste Gattin. Kennengelernt hatten sich die russische Balletttänzerin und der spanische Maler in Rom im Februar 1917. Zum 100. Geburtstag der Begegnung mit Olga widmet das Pariser Picasso-Museum der Dame jetzt eine bedeutende Ausstellung. Gezeigt werden mehr als 350 Werke, die ihre Beziehung widerspiegeln. Erstmals sind auch zahlreiche private Dokumente aus dem Nachlass von Olga Picasso zu sehen, die am 11. Februar 1955 in Cannes starb. Die Ausstellung dauert bis zum 3. September. Die Ehe endete übrigens mit einer Scheidung - Picasso hatte seine Muse mit dem Model Marie-Thérèse Walter betrogen. Da war dann leider nichts mehr zu retten, bei einer zeitgenössischen Kunstinstallation aber schon: Nach mehrmonatiger Grundsanierung wird das spektakuläre Netz des Künstlers Tomás Saraceno unter der Glaskuppel des Düsseldorfer Ständehauses (K21) an diesem Samstag (25.März) neu eröffnet. Die begehbare Konstruktion "in orbit" in 25 Metern Höhe - ein Renner bei schwindelfreien Besuchern - sei mit neuen und strapazierfähigeren Materialien wiederhergestellt worden, teilte die Kunstsammlung NRW am Donnerstag mit. 2500 Quadratmeter Stahlsicherheitsnetz wurden neu gespannt. Auch die großen luftgefüllten PVC-Kugeln in der Installation wurden erneuert. In der neuen Version kann das Netz nun fünf Jahre lang für Kletterer geöffnet bleiben. Das erste Netz musste nach drei Jahren im Sommer 2016 abgebaut werden. Fast 150 000 Besucher hatten laut Kunstsammlung bis dahin die Installation bestiegen. Die Mittel für die Erneuerung in mittlerer sechsstelliger Höhe hatte das Land kurzfristig zur Verfügung gestellt. Das Netz können Besucher ab zwölf Jahren begehen. Hoch hinaus und fort von der Insel mit den zwei Bergen will ganz offensichtlich neuerdings auch die Augsburger Puppenkiste. Im zugehörigen Puppentheatermuseum, nicht ganz zufällig "die Kiste" genannt, dreht sich demnächst alles um den Weltraum. Unter dem Motto "Sonne, Mond und Sterne - einmal Milchstraße und zurück" gilt es, in einer Sonderausstellung vom 5. April bis 22. Oktober einen Raum voller Geheimnisse sowie ungelöster Rätsel und Fragen zu erforschen, wie es in der Ankündigung heißt. Die Marionetten der Puppenkiste erzählen von "Peterchens Mondfahrt", von "Schlupp vom grünen Stern" und von "5 auf dem Apfelstern". Für die Besucher sollen Geschichten und Märchen vom Mond, den Sternen und der Sonne lebendig werden. Auch Darth Vader findet sich unter den außerirdischen Gestalten sowie Raumschiffe, die mobile, fürs All geeignete Toiletten samt Herzchentür im Schlepptau haben. Was der moderne Raumfahrer eben so braucht. lbe/KNA/dpa unterm strich - die kulturwoche

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