Staraufgebot in der Halle

Trier · Die wetterbedingte Verlegung des Konzerts "Eine große Nachtmusik" mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart vom Innenhof des Kurfürstlichen Palais in die Europahalle hat einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Die rund 600 Zuschauer waren dennoch zufrieden.

Trier. Samstagabend, Regen in Trier, zumindest laut Wettervorhersage. Also entschließt sich das Team um Intendant Hermann Lewen, "Eine große Nachtmusik" des Mosel Musikfestivals nicht wie geplant im Innenhof des Kurfürstlichen Palais, sondern in der Europahalle stattfinden zu lassen: nüchterne Halle statt bezaubernden Rokokos. Eine vernünftige Entscheidung, nachvollziehbar, aber dennoch bedauerlich. Zumal es an diesem Abend nicht regnen wird.
Mehrere Hundert Zuschauer finden sich um 21 Uhr wohlgelaunt und festlich gestimmt am Viehmarkt ein, die Blicke gehen zum Himmel: "Schade, jetzt regnet es doch nicht", sagt eine festlich in Schwarz gekleidete Dame. Dass die Macher des Festivals eine solch kurzfristige Verlegung kommunizieren und logistisch leisten können, verdient jedoch allen Respekt.
Das Konzert mit Liedern aus Mozarts größten Opern wie "Figaro", "Don Giovanni", "Zauberflöte" und "Cosi fan tutte" sowie einem Staraufgebot mit der aus dem Fernsehen bekannten Sopranistin Eva Lind und dem unvergleichlichen Herbert Feuerstein als Moderator verspricht einiges. Bei Ticketpreisen von über 40 Euro sind die Erwartungen allerdings hoch.
Mosel Musikfestival


Im Saal herrscht freudige Erwartung. Was dann auf der Bühne geboten wird, erfüllt den hochgesteckten Anspruch nur begrenzt. Eva Lind hat, vor allem in den hohen Tonlagen, durchaus musikalische Klasse, ihr Vortrag einiger berühmter Mozart-Arien bleibt jedoch einigermaßen blass und bemüht, die Bühnenpräsenz fehlt.
Auch ihre gesanglichen Mitstreiter Martin Shalita (Tenor) und Igor Storozhenko (Bass) wirken nicht mühelos in ihren Vorträgen. Vielleicht fehlt auch ihnen das inspirierende Flair der Atmosphäre des Palais, der Funke zum Publikum will jedenfalls nicht so recht überspringen. "Gefällt mir ganz gut", sagt eine Besucherin zur Pause. Einzig Manuel Wienckes warmer Bariton erreicht auch die Zuhörer in den letzten Reihen, vereinzelte Bravorufe sind zu hören.
Herbert Feuerstein, der als langjähriger Kompagnon von Harald Schmidt bekanntgeworden ist, fungiert als kenntnisreicher, ironischer und witziger Moderator. Kurze Stimmprobleme bringen ihn nicht aus dem Konzept, er ist "von sich selbst manchmal so beeindruckt, dass es ihm die Stimme verschlägt". Sein sarkastischer Humor und profundes Hintergrundwissen sind Höhepunkte des Abends.
Das Motto des diesjährigen Mosel Musikfestivals lautet: "An Orten, die man mag." Zu diesen Orten gehört die Trierer Europahalle aber definitiv nicht, eine Karnevalssitzung der KG Heuschreck oder ein Konzert von Meister Guildo Horn passen hierhin, eine Operngala sicher nicht, dazu sind Atmosphäre und Akustik nicht ausreichend.
Das Publikum nimmt es aber gelassen, für das Wetter kann schließlich keiner etwas, und honoriert die Künstler mit kräftigem Applaus.

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