Starke Töne zum hohen Fest - "Capella de la Torre" in Wittlich

Wittlich · Weihnachten ist auch akustisch die Zeit der Süßigkeiten. Dagegen setzte das Wittlicher Weihnachtskonzert einen wichtigen Akzent. Statt melodienseligem Singsang undefinierter Herkunft präsentierte die "Capella de la torre" große Musik aus Renaissance und Barock.

 Authentische Weihnachten: Die „Capella de la torre“ mit Leiterin Katharina Bäuml (links). TV-Foto: Martin Möller

Authentische Weihnachten: Die „Capella de la torre“ mit Leiterin Katharina Bäuml (links). TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Dr. Möller (mö) ("TV-Upload Dr. M?ller"

Wittlich. Dieser Klang ist ein musikalischer Wert für sich. Bei der "Capella de la Torre" zaubern Schalmei, Pommer, der Fagott-Vorläufer Dulzian die Renaissance-Posaune und dezent eingesetzte Trommeln eine Weihnachtsstimmung, die sich vom allgemeinen Christfest-Klingklang wohltuend unterscheidet.
Es ist die "Musica alta", die "starke Musik" von Mittelalter und Renaissance - herb und von einer wunderbaren, unverwechselbaren Charakteristik. So offen, so ungeschminkt, so frei von akustischem Zuckerwerk kann eine musikalische Weihnacht sein!
Die "Capella", die vor einigen Jahren in der Luxemburger Philharmonie auftrat und kürzlich den "Echo"-Preis errang, hat auf den schwierigen alten Instrumenten, die vor Jahrzehnten noch als unspielbar galten, eine erstaunliche Souveränität erzielt. Kein Ton sitzt schief, kein Einsatz wackelt, keinerlei Intonationsmängel trüben die Harmonie. Katharina Bäuml und das (mit ihr) siebenköpfige Ensemble distanzieren sich von jeder Dogmatik, variieren den Stil, bringen auch Blockflöten und zarte Stimmen der Truhenorgel herein. Und der geradlinige, relativ schmale Sopran von Cécile Kempenaers fügt sich hervorragend ein in dieses vielfältige Klangbild.
Auch das Motto "Weihnachten zur Lutherzeit" legt die "Capella" weit aus. Im Programm kommen die volkstümlichen Gesänge vom Hof der Herzogs Ferdinand von Aragonien aus dem frühen 16. Jahrhundert vor. Aber auch deutsche Komponisten lange nach Luther sind präsent - Johann Eccard (1553-1611), Michael Praetorius (1572-1621), Samuel Scheidt (1587-1654), Cornelius Freundt (1535- 1591). Eins haben die Werke gemeinsam: tänzerische Vitalität und mal sachte, mal überbordende Lebensfreude. Die "Capella" gibt dieser Musik liebevolle Innigkeit mit, aber auch mitreißende Ausgelassenheit. Der Erlöser der Welt ist geboren! Wenn das kein Grund ist zu musizieren und zu tanzen! mö

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