Stilmix in Wohnzimmer-Atmosphäre

Trier · Zum Publikumsmagneten wurde auch bei der 22. Ausgabe der Reihe Jazz im Brunnenhof der Regionalabend. Drei Bands aus Trier und Umgebung, gestandene Musiker und beeindruckende junge Talente, lockten trotz Rekordhitze 350 Besucher zum Open Air am Trierer Simeonstift. Ihnen bot sich ein zugkräftiges Programm aus verschiedenen Spielarten des Jazz.

Trier. Die Atmosphäre beim Regionalabend von Jazz im Brunnenhof hat etwas von einem Wohnzimmertreffen. In der guten Stube Triers im Brunnenhof neben der Porta Nigra sind viele aus dem Stadtleben vertraute Gesichter auszumachen. Man kennt sich und setzt sich zusammen, um bei einem kühlen Getränk angeregt zu plaudern.
Vor allem aber geht es darum, Musik zu hören, deren Akteure ebenfalls zur regionalen Szene gehören. Den Auftakt macht Bob Bee, das Quartett des Pianisten Christof Mann, das sich seit einem Auftritt beim Jazzgipfel des Jazzclubs Trier vor fünf Jahren regelmäßig bei Bar-Jazz oder Jazz-Matineé-Veranstaltungen in Trier präsentiert. Es schafft mit Eigeninterpretationen von Ohrwürmern aus verschiedenen Genres Wohlfühlstimmung. Da klingen "For Once In My Life" von Stevie Wonder, "Moondance" von Van Morrison, "Chicken" von Jaco Pastorius oder "What A Wonderful World" von Louis Armstrong als schön groovende oder sanft schmeichelnde Nummern.
Markante Stimme, tolle Soli


Im Zentrum steht die so gefühlvolle wie markante Reibeisenstimme Christof Manns, die vielen der Songs eine Bluesnote verleiht. Wirkungsvolle Akzente setzen auch die Saxofonsoli von Hubert Schelian oder die warmen Bassläufe von Julian Langer.
Nach dieser gestandenen Combo ist die jüngste Trierer Jazz-Nachwuchsformation, das Nakayama Gläser Quartett, am Start. Sowohl Pianist Robbi Nakayama als auch Gitarrist Moritz Gläser (beide 20 Jahre) gewannen im vergangenen Jahr je in Trio-Besetzung mit Bassist Jakob Krupp und Schlagzeuger Michael Weber den ersten Preis bei "Jugend jazzt" in Mainz.
Michael Weber ist im Brunnenhof nicht dabei, für ihn ist der in mehreren Trierer Bands aktive Peter Lauer eingesprungen. Auch in dieser kurzfristigen Umbesetzung begeistert das Quartett seine Zuhörer restlos. Die vier bieten ein anspruchsvolles Programm, das sich am Jazz der 1960er Jahre orientiert. Sie haben druckvolle oder balladeske Titel von Wayne Shorter, Herbie Hancock oder Pat Metheny im Gepäck, dazu Eigenkompositionen, die an die Vorbilder erinnern, aber eine eigene Handschrift aufweisen.
Das Quartett erntet für sein sauberes, differenziertes, spannendes und dynamisches Spiel großen Applaus. Zum Finale dann tritt mit ad hoc noch einmal eine seit vielen Jahren bekannte Formation an und rundet den Abend mit einem temperamentvollen Mix aus Swing bis Latin ab. Neben wenigen Fremdtiteln wie "Gdansk", das Paquito D'Rivera einst für Lech Walesa geschrieben hat, spielt sie hauptsächlich Eigenkompositionen, die immer eine humorvolle Note haben.
Fetzig und melodiös geben dabei die Duette und Soloimprovisationen der Frontmänner Nils Thoma (Saxofon) und Andreas Haller (Posaune) den Ton an, mitreißend ergänzt von Sascha Heck (Keybords), Christoph Biel (Schlagzeug) und Sylvain Schrantz (E-Bass). Damit endet ein Abend, der ein vielseitiges Spektrum der regionalen Jazzszene vermittelt hat.
Noch zwei Konzerte folgen an den kommenden Donnerstagen jeweils um 20 Uhr bei Jazz im Brunnenhof: Eric Séva "Nomade Sonore" am 13. August und Peter Fessler & Peter Weniger mit Band am 27.August.

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