Strahlende Sonne, glänzendes Blech

Trier · Mit Werken vom Barock über Mozart bis hin zu Militärmusik hat das Bläser-Ensemble des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier unter der Leitung von Victor Puhl sein fünftes und letztes "Klassik um Elf"-Konzert der Spielzeit bei strahlendem Sonnenschein im Innenhof des Jesuitenkollegs absolviert.

 Wo sonst die Streicher glänzen, dürfen diesmal die Bläser ihr ganzes Können demonstrieren. Die Zuhörer haben sich unterdessen in den Schatten zurückgezogen. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Wo sonst die Streicher glänzen, dürfen diesmal die Bläser ihr ganzes Können demonstrieren. Die Zuhörer haben sich unterdessen in den Schatten zurückgezogen. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Trier. Als Generalmusikdirektor Victor Puhl am Sonntag um elf Uhr - ganz leger ohne Jackett - an das Pult im Innenhof des Trierer Jesuitenkollegs tritt, strahlt die Sonne. Viele der über 200 Zuschauer haben derweil ihre Stühle schon aus der prallen Mittagssonne in den Schatten an die Seiten gestellt, die Szenerie hat dadurch etwas von einem Happening, locker ist die Atmosphäre.
Konzentriert gehen zunächst die Blechbläser des Philharmonischen Orchesters mit meisterlicher Intonation zur Sache, Melchior Francks (1580-1639) barocker "Deutscher Tanz" und Gioacchino Rossinis (1792-1868) Ouvertüre aus dem "Barbier von Sevilla" erfordern vollen Einsatz. Dann Giovanni Gabrielis (1557-1612) "In Ecclesiis, O Magnum Mysterium" und "Sonata Pian e Forte" sowie zeitgenössische Bläser-Arrangements aus Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) "Don Giovanni". Hier brillieren auch die Oboen, Flöten und Klarinetten. Nach François Deviennes (1759-1803) Ouvertüre in F-Dur dann ein Abschluss mit Pauken und Trompeten: Gustav Holst (1874-1934) First Suite for Military Band Es-Dur, Op. 28, Nummer 1.
Die Extraklasse des Orchesters zeigt sich in der Qualität der einzelnen Instrumentengruppen: Wo sonst die Streicher glänzen, dürfen diesmal die Bläser ihr ganzes Können demonstrieren, insgesamt eine ausgesprochen reife Leistung, ein beschwingter, sonniger Vormittag. Auch von - durch den Wind - herumfliegenden Notenblättern lassen sich die Profis nicht irritieren, notfalls wird mit einer Hand gespielt oder dirigiert, während die andere die Papiere festhält.
Die Erkenntnis des Tages ist aber nicht die schon sattsam beschriebene Klasse der Trierer Sinfoniker unter ihrem Generalmusikdirektor Puhl, sondern die sensationell gute Akustik des Innenhofes des Jesuitenkollegs. Bis in die letzte Ecke ist jeder Ton unverzerrt und rein zu hören, dieser Ort drängt sich geradezu für weitere und größere Klassik-Konzerte auf. Auch der wunderbare Innenhof des kurfürstlichen Palais kommt hier akustisch nicht mit. Darüber hinaus steht, für den Fall einer Schlechtwetterfront, der angrenzende Kirchenraum als Ausweich-Spielort zur Verfügung, ganz unkompliziert.
Großer Applaus des Publikums belohnt die Musiker. DT

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