Musizieren Gitarre, Gesang, Trompete ...

Trier/Bonn · Studie: Jeder fünfte musiziert oder singt in der Freizeit.

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Foto: TV

14,3 Millionen Menschen musizieren in ihrer Freizeit. Anders ausgedrückt: 19 Prozent der Bevölkerung ab sechs Jahren in Deutschland machen hobbymäßig Musik. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die der Deutsche Musikrat (DMR) und das deutsche Musik-Information (DMZ) in Auftrag gaben. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Sie basieren auf gut 1000 Interviews, die im November und Dezember 2020 durchgeführt wurden.  Die Auswirkungen durch Corona sind dabei eher peripher. Von den 26 Seiten der Studie nehmen gerade mal zwei die Situation durch Corona ins Visier.  

Befragt wurde ein Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren. Die Resultate überraschen dabei wenig.

Gut gebildete Menschen mit höherem Einkommen musizieren etwa doppelt so oft wie Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status.

80 Prozent der Amateurmusiker ab 16 Jahren spielen ein Instrument. Die große Mehrheit macht regelmäßig Musik, mindestens einmal pro Woche.

56 Prozent der musizierenden Frauen singen, dagegen nur 24 Prozent der musizierenden Männer.

Es singen mehr Mädchen als Jungen (34 Prozent zu 20 Prozent). Die musizierenden Kinder und Jugendlichen spielen fast alle (95 Prozent) ein Instrument.

Für den Zugang zum Musizieren sorgen (in dieser Reihenfolge): Allgemeinbildende Schulen, Musikvereine, Chöre und Orchester, Familien und Freunde, öffentliche und private Musikschulen. Die musikalische Aktivität liegt im Süden der Republik bei 24 Prozent, gefolgt von den Regionen West und Nord (je 14 Prozent) und Ost (11 Prozent). Unterschiede zwischen Dörfern, Klein- und Mittelstädten und Großstädten sind nur gering.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie bleiben der Studie zufolge  überschaubar. Nur ein Viertel der musizierenden Kinder und Jugendlichen und ein Drittel der Amateurmusiker schätzt, dass Musikmachen seltener geworden ist. Die Entwicklung trifft dabei vor allem die Chöre. 48 Prozent der Befragten singen seltener als vor der Krise.

Die Stellungnahmen der Auftraggeber fallen mehr bestätigend als nachdenklich aus. Martin Maria Krüger, Vorsitzender des DMR,  betont die „grundlegende Bedeutung musikalischer Bildung“ und ergänzt: „Das Musizieren ist eine tragende Säule unseres kulturellen und gesellschaftlichen Lebens“. Ob und wie sich statistische Erkenntnisse in konkretes Handeln umsetzen lassen, blieb allerdings  offen.

Immerhin kamen in der anschließenden Fragerunde auch Defizite zur Sprache: Die Auflösung fester Bindungen bleibt auch in der Laienmusik ein deutlich erkanntes, aber nur in Ansätzen gelöstes Problem. Man müsse die Kinder so früh wie möglich mit dem Musizieren zu Hause oder im Verein vertraut machen, sagte Krüger.

Zudem bleibt der Anteil der Frauen in den Gremien der Musikverbände weiter erstaunlich niedrig. Ohne konkret Zahlen zu nennen, beklagte Krüger die geringe Zahl weiblicher Kandidaturen zu solchen Gremien.

Freilich stellen sich in der musikalischen Ausbildung und dem Laienmusizieren aktuell ganz andere Probleme. Die haben ursächlich mit der Corona-Pandemie zu tun. Rainer Serwe vom Kreisverband Trier-Saarburg (90 Vereine und 4000 aktive Mitglieder) bringt die Situation auf den Punkt:  „Proben konnten wir im letzten Jahr ab Mai nur draußen und mit drei Metern Abstand, was nur bedingt Sinn macht. Seit Oktober haben die Vereine leider nicht mehr zusammen spielen dürfen, zurzeit ist auch keine Besserung abzusehen. Daher machen viele Beteiligte sich große Sorgen, wir die Vereinslandschaft nach Corona aussieht.“

Bei den Leiterinnen der Musikschulen Trier und Trier-Saarburg sind die Perspektiven gleichfalls düster, obwohl die aktuelle Situation so kritisch nicht ist. Aber Pia Langer (Trier) und Judith Waibel (Trier-Saarburg) befürchten angesichts der erzwungenen Untätigkeit einen massiven Rückgang von Anmeldungen und damit den Ausfall einer ganzen Schüler-Generation. Die Situation der Musikvereine, so Waibel, sei auch jetzt schon „katastrophal“ und die Zukunft völlig ungewiss. Zur Klärung dieser Probleme trägt die Studie wenig bei. Nicht ausgeschlossen, dass sie angesichts der Pandemie einem rapiden Alterungsprozess unterliegt und seine Aussagekraft Stück für Stück verliert.

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