Theater Die etwas andere Schöpfungsgeschichte: Stück „Windzeit, Wolfszeit“ in der Tufa Trier

Trier · „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Den Beginn der christlichen Schöpfungsgeschichte kennt jedes Kind. Die nordische Mythologie erzählt eine andere Version. Das Stück „Windzeit, Wolfszeit“ vom Kulturlabor Trier stellt sie spannungsvoll auf der Bühne des kleinen Saals der Tufa dar.

 Alexander Ourth und Judith Kriebel schlüpfen in dem Stück „Windzeit, Wolfszeit“  in verschiedene Rollen und arbeiten mit Sounddesign und Videokunst.

Alexander Ourth und Judith Kriebel schlüpfen in dem Stück „Windzeit, Wolfszeit“ in verschiedene Rollen und arbeiten mit Sounddesign und Videokunst.

Foto: Pütz Karin

„Wer hat recht – Glaube oder Wissenschaft? Wo kommen wir her? Warum muss ich sterben?“ Das sind die großen Fragen, mit denen sich die sehr wenigen Besucher im kleinen Saal der Tufa mit dem Stück „Windzeit, Wolfszeit“ konfrontiert sehen. Alexander Ourth und Judith Kriebel richten ihre Worte direkt an die Menschen im Publikumsraum. Sie stellen sich vor als zwei Nerds, die sich mit der Edda beschäftigt haben, der Sammlung von Dichtungen aus der nordischen Mythologie.

Doch innerhalb von gut 90 Minuten schlüpfen die beiden Schauspieler mit minimalistischen Mitteln in die Rollen von Göttern, Fabelwesen und Zwergen. Was hat es auf sich mit Frigga, der Königin von Asgard, und Gott Odin, wer stahl Donnergott Thors Hammer, und wie war eigentlich Loki so drauf?

Jugendgerecht und mit viel Fantasie, schauspielerischem Können und technischen Effekten ziehen Ourth und Kriebel die Anwesenden in ihren Bann, und sie erleben einen wilden Ritt durch alte Zeiten. Zeiten, in denen die Menschen keine Erklärung für Blitz und Donner hatten und sich die passenden Geschichten ausdachten.

Die spannende und lehrreiche Bühnenshow ist absolut sehenswert. Immerhin wird in Büchern, Gedichten, Bühnenstücken und Filmen immer wieder auf die nordischen Erzählungen zurückgegriffen. „Vikings“, „Game of Thrones“ und „Herr der Ringe“ sind nur einige Beispiele.

Leider hätten die Trierer Schulen nicht auf das Angebot reagiert, das Stück mit Schulklassen zu besuchen, sagt Judith Kriebel. Einige Vorstellungen mussten komplett ausfallen. Liegt es daran, dass im katholischen Trier nur die biblische Version der Entstehung unserer Welt von Interesse ist? Gibt es im Jahr 2022 noch Vorbehalte gegen „Heidnisches“? Oder ist es einfach die allgemeine Verunsicherung in Zeiten von Corona und Krieg, in denen das Geld für Kultur fehlt? Diese spekulativen Fragen bleiben, wie die am Anfang des Theaterstücks gestellten, offen. Schade ist es allemal, denn wie heißt es in dem Stück: „Was man mit 14 lernt, hat man fürs Leben.“ 

Weitere Vorstellungen im kleinen Saal der Tufa: 9. Oktober, 18 Uhr, 10., 11. und 12. Oktober, jeweils 10 Uhr. Tickets: 13/8 Euro unter www.ticket-regional.de
Schulvorstellungen (ab zwölf Jahren): 6 Euro pro Schüler*in im Klassenverband, Kartenreservierung per E-Mail an judith.kriebel@kulturlabor-trier.de Weitere Infos: www.kulturlabor-trier.de Bei Interesse stellen die Künstler für Schulklassen Vorbereitungsmaterialien zur Verfügung. 

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