Sturmerprobt auf neuen Entdeckerpfaden

Schauspielern, inszenieren, Stücke schreiben - das bieten Kindern und Jugendlichen die Theaterwerkstätten des Jugendkunstzentrums der Tufa Trier. Die zwei je halbjährlichen, von Theaterpädagogin Elke Reiter geleiteten Kurse finden begeistertes Echo, denn sie ermöglichen, kulturell wie persönlich Neuland zu entdecken.

 Freiluftprobe für William Shakespeares Drama „Der Sturm“ in der Tufa.TV-Foto: Anke Emmerling

Freiluftprobe für William Shakespeares Drama „Der Sturm“ in der Tufa.TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) "Der Himmel, so scheint es, würde stinkendes Pech herunterschütten, wenn nicht die See, die bis an seine Wangen steigt, das Feuer wieder löschte." Dieser und weitere Sätze, die normalerweise nicht dem Sprachgebrauch 18-Jähriger entsprechen, wechseln zwischen zwölf Jugendlichen dieses Alters hin und her.

Es ist aber auch kein Alltag, sondern die Generalprobe zur Aufführung des Shakespeare-Klassikers "Der Sturm". Die Jugendlichen sind Teilnehmer der Theaterwerkstatt II des Jugendkunstzentrums in der Tufa Trier. Das ist einer von zwei Theaterkursen, die Theaterpädagogin Elke Reiter seit rund vier Jahren halbjährlich für Neun- bis 13- Jährige und 13- bis 18-Jährige anbietet.

Professionelle Maßstäbe für die Älteren



Mit der jüngeren Gruppe eher spielerisch, in der älteren Gruppe nach professionellen Theater-Maßstäben erarbeite sie je ein Stück für eine abschließende Bühnenaufführung. Jeder übernehme zur Rolle auch Aufgaben der Inszenierung, so Reiter. "Das Stück suchen wir zusammen aus oder schreiben es selbst", sagt sie. Beides fänden die jungen Leute interessant. Das Schreiben gebe ihnen die Möglichkeit, eigene Themen umzusetzen und Rollen auf den Leib zu schneidern, sagt Marie, eine der Teilnehmerinnen. Darin haben die meisten ihrer Zwölfergruppe schon in vorangegangenen Kursen Erfahrung gesammelt. "Aber jetzt wollten wir mal was Klassisches", sagt Leilah, "um uns miteiner ganz anderen Sprache auseinanderzusetzen." Für Abdullah trifft das doppelt zu. Fast ohne Deutschkenntnisse kam der aus den Kriegswirren Afghanistans Geflohene vor rund einem Jahr in die Gruppe. Heute spricht er fließend Deutsch, dank des Spaßes, den er beim Lernen von Theatertexten hat.

So wie ihm auf sprachlicher Ebene geht es anderen bei der Schauspielerei, die ihnen Elke Reiter von den Grundlagen her beibringt. In eine andere Rolle schlüpfen, von anderen anders gesehen werden, ausprobieren, was man sonst nie wagen würde - all das bringe wertvolle neue Erfahrungen, so Leilah und Marie. Maren berichtet von gewachsenem Selbstvertrauen. Das bestätigt die Elke Reiters Zielsetzung zugrunde liegende Erkenntnis: "Jugendliche, die Theater spielen, erfahren eine viel differenziertere Selbst- und Fremdwahrnehmung". Ganz nebenbei wachsen auch soziale Kompetenzen und kulturelle Allgemeinbildung. Die zwölf "Sturm erprobten" Jungschauspieler können jetzt im Deutschkurs mit den Shakespeare-Kenntnissen glänzen.

Die Theaterwerkstatt I führt am Dienstag, 29. Juni, "Die wilde Bande sucht den Mörder" auf. Nach den Sommerferien beginnen die neuen Theaterwerkstatt-Kurse unter Leitung von Elke Reiter. Infos und Anmeldung unter www.tufa-trier.de oder Telefon: 0651/7182412.

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