Süßer die Saiten nie klingen

Trier · Besinnlich bis zur Besinnungslosigkeit: Wer Weihnachten manchmal nur zu viel des Guten bekommt, kann zu lauten Powerakkorden Fäuste und Mähne schütteln oder die Beine auf mehr oder weniger stylischen Tanzflächen. Eine kleine Übersicht, was bis Weihnachten ansteht.

 Rocken unterm Tannenbaum: In der Region greift vor den Feiertagen sogar der Weihnachtsmann zur Klampfe. Foto: iStock

Rocken unterm Tannenbaum: In der Region greift vor den Feiertagen sogar der Weihnachtsmann zur Klampfe. Foto: iStock

Trier. Ein wenig besinnlich geht es los mit dem satirischen Liedermacher Götz Widmann, der am Freitag, 17. Dezember, im Exhaus seine "schönsten leisen Lieder" übers Leben mit und ohne "Räucherstäbchen" vorträgt. Schon am nächsten Tag ist am selben Ort mit der Leisetreterei aber endgültig Schluss, wenn beim "X-Treme X-Mas" wieder mal die Death-Metal-Bands die alten Mauern zum Zittern bringen.

Wer es doch lieber etwas melodischer mag, der ziehe am Samstag, 18. Dezember, mit seinem Packesel zum Ducsaal nach Freudenburg, um dort U2 live zu erleben - wenn auch nicht in persona, sondern in Gestalt der Coverband "Achtung Baby" aus Lüneburg. Immer noch nichts Passendes dabei? Dann könnte die "Dance Fever"-Party in der Tufa eventuell empfohlen werden, wo auf zwei Tanzfluren zu den heißesten Scheiben der vergangenen 30 Jahre abgehottet werden kann. Eine schon traditionsreiche Party, die erfahrungsgemäß sehr gut besucht ist - wem es an der Wechselstraße zu voll ist, der kann aber auch eine der neun (!) anderen Clubpartys ansteuern, die an diesem Abend in der Stadt locken, die niemals schläft - na gut, jedenfalls nicht am 18. Dezember: Da geht alles von Indie-Alternative (natürlich in der Luke) über Techno (Havanna, Forum) bis zu Drum and Bass (Flucht nach Vorn). Die letztere Location sei hier nochmal hervorgehoben, da die "Flucht" zum Jahresende ihre Pforten zur Unterwelt schließt. Der "DJ Marathon" am zweiten Weihnachtstag ist der endgültige Schlusspunkt - zumindest in der Judengasse. Vorher, am 21. Dezember, wird aber erst mal eine "abgefahrene Weihnachtsfeier für jeden Geschmack" versprochen, mit "Electro, Techno und Poesie".

Am 22. Dezember bietet sich dann eine gute Gelegenheit, dem mittlerweile zum reißenden Strom angewachsenen Fluss der ins Städtchen zurückkehrenden Exilanten ("Und du wohnst immer noch hier?") einen Abend lang auszuweichen, wenn in der Rockhal im luxemburgischen Esch Doro Pesch auftritt: Die hat sich in der Macho-Hölle des Hardrock der frühen Achtziger mit ihrer Röhre Gehör verschafft und ist schon deshalb nicht nur für Fans des Genre eine interessante Erscheinung.

Weniger in die Ferne, sondern nur wieder in die Tufa muss man für den "X-Mas Rock" der "Roxx Busters" schweifen: Am 23. Dezember erklingt deren festlicher Classic Rock, etwa von Pink Floyd, Supertramp und Genesis, ebenso wie eigenes Material des Gitarristen Frank Rohles, der von Queen-Gitarrist Brian May fürs Musical "We Will Rock You" engagiert wurde.

Der lokale Adel tritt am gleichen Tag traditionell in der Europahalle auf, wo der Operettendarsteller, Pädagoge und Alt-Bundespräsidenten-Namensvetter Horst Köhler als Guildo Horn mit Witz und Nussecken nur so um sich werfen wird.

An Heiligabend selbst bleibt es tatsächlich etwas ruhiger im Städtchen: Nur die kurz vor ihrem Ende umso rührigere "Flucht" bietet mit ihrer "Totally Wasted"-Party Gelegenheit, das Weihnachtsessen zu Indietronics und Techno wegzuzappeln.

Wer als, beispielsweise, 42-jähriger Elektroingenieur am 25. Dezember zum Weihnachtskaffee bei den Großeltern in Idenheim in Strapsen und Korsage aufläuft, bevor er zur Rocky Horror Show ins Theater fährt, nimmt eventuell noch eine interessante Diskussion in Sachen Nonkonformismus mit.

Apropos Mitnehmen: Da sich die Shanes jetzt aber wirklich so was von endgültig von der Bühne verabschieden, gibt's am 26. Dezember noch eine Gelegenheit zur lustigen Ska-Polka-Sause, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Und was könnte all das gute Essen, die Plätzchen und den Glühwein besser abrunden als ordentlicher Metallgeschmack im Mund: Bevor wir dem Jahr 2010 dann bald den Mantel reichen, macht am 28. Dezember die "Darkness over X-Mas"-Tour mit Punk, Emo- und Hardcore-Bands Halt im Exhaus, um noch eventuell vorhandene Weihnachtsliederreste aus dem Gehörgang zu pusten.

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