Swing, Swing und nochmals Swing

Das Philharmonische Orchester der Stadt Trier hat im Rahmen seiner Weltmusik-Reihe im voll besetzten Theater Trier einen wunderbar beschwingten Jazzabend geboten. Er glänzte durch ebenso raffinierte wie humorvolle Arrangements und enthusiastischen Einsatz von Ensemble und Solisten. Da blieb den rund 600 Zuschauern nur noch, mit frenetischem Applaus den Titel "Jazz we can" zu bestätigen.

 Bratschistin mit toller Stimme: Conny Hain greift für diesen Abend eigens zum Mikrofon. Saxofonist Oleg Berlin sorgt für echtes Jazzgefühl.TV-Foto: Anke Emmerling

Bratschistin mit toller Stimme: Conny Hain greift für diesen Abend eigens zum Mikrofon. Saxofonist Oleg Berlin sorgt für echtes Jazzgefühl.TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Mit der Ankündigung: "Wir lassen die Post abgehen", hatte der Arrangeur und Dirigent des Jazzkonzerts der Trierer Philharmoniker Sebastian Laverny, ehemaliger Kapellmeister in Trier und jetzt am Mainzer Staatstheater, wahrlich nicht zu viel versprochen. Zum Einstieg braust in ganz großer Besetzung das von Earle Hagen geschriebene und unter anderem von Glenn Miller und Duke Ellington interpretierte "Harlem Nocturne" durch den Theatersaal und entführt in die Swing-Ära der 1930er Jahre.
Energische Frauenstimme



Kraftvoll schließt sich "Come fly with me" an, Swing aus den 1950ern, populär geworden durch Frank Sinatra. Hier jedoch zieht eine warme, samtene und - wenn es darauf ankommt - energische Frauenstimme in ihren Bann. Es ist die von Conny Hain, sonst Bratschistin im Orchester. Sie macht dieses später mit "Fly me to the moon" verknüpfte Stück ebenso zum Genuss wie das mit Überraschungen vollgepackte Arrangement. Da werden Knalleffekte, rhythmisches Klatschen oder Perkussion eingestreut, weiche Streicher-Sequenzen in ein furioses Bass-Solo getupft oder mal ganz nebenbei Barock-Serenaden auf dem Klavier zitiert. Sebastian Laverny, der in atemberaubender Schnelligkeit den Taktstock mit den Tasten tauscht, lässt Freude am Schöpfen aus dem Vollen und jede Menge Schalk spielen. Wie in weiteren Arrangements des Abends kontrastiert und verknüpft er Klangfarben verschiedener Instrumentengruppen, Rhythmen, Zitate oder Fragmente verschiedener Musikstile. Diese kreative Vielfarbigkeit kennzeichnet auch die Programmgestaltung.
Sie bietet Jazzballaden, Swing und Latin von My-Fair-Lady-Komponist Frederick Loewe, Thelonious Monk, Kurt Weill, Ray Noble, Jerome Kern, Sebastian Laverny sowie Gaststar Hendrik Meurkens. Verknüpft damit sind spannende Wechsel von opulenten Orchesterstücken mit kammermusikalischen Parts. Für Letztere sorgen neben Laverny und dem Mundharmonika-Virtuosen Meurkens Saxofonist Oleg Berlin, Bassist Götz Ommert und Schlagzeuger Gerald Stütz als Jazz-Quintett.
Enthusiastische Musiker



Fein ziselierte Melodielinien Meurkens, raffinierte Dialoge zwischen Piano, Saxofon und Mundharmonika, mitreißende Bass- und hervorragende Schlagzeug-Soli bringen Füße zum Wippen und fordern immer wieder Zwischenapplaus. Der Abend verbreitet rundherum gute Laune mit seinem Swing und Groove, vor allem auch mit dem sichtbaren Enthusiasmus, mit dem alle Musiker ans Werk gehen.
Deshalb ist es nach Ovationen zum Schluss mit der einen Zugabe des "Pink Panther"-Motivs nicht getan. Noch einmal gibt es das "Harlem Nocturne", so grandios, dass zu hoffen bleibt, das Orchester Trier möge in Zukunft noch häufiger neue Wege beschreiten.

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