Swingerclub und Swing

Trier · Rund 800 Zuschauer haben sich in der Trierer Europahalle das Comedy-Duo Heißmann und Rassau angesehen: Die überzeugten das überwiegend etwas reifere Publikum mit deftigen Zoten und überraschend swingender Bigband.

 Volker Heißmann (links) und Martin Rassau reißen als „Franken für alle Fälle“ derbe Witze in der Europahalle. TV-Foto: Frank Göbel

Volker Heißmann (links) und Martin Rassau reißen als „Franken für alle Fälle“ derbe Witze in der Europahalle. TV-Foto: Frank Göbel

Seit 2006 sind die fränkischen Komödianten Volker Heißmann und Martin Rassau fester Bestandteil des "Musikantenstadl". Da überrascht es nicht so sehr, dass die rund 1000 Zuschauer in der Europahalle fast ausnahmslos zu den etwas fortgeschrittenen Semestern zählen, oder, wie Rassau in seiner Rolle als Frau Kaltengruber feststellt: "Es sind viele Damen da, die schon ein wenig länger jung sind."

Solche Liebenswürdigkeiten geben die Figuren, die das Duo im Laufe des Abends darstellt, jedoch eher selten von sich, ist der Humor doch fast durchgehend von deutlich rustikalerer Art, der auch das Publikum nicht schont ("Guck mal, hier ist Karneval, die haben alle Vollmasken an!").

In bekannter "Tünnes und Schääl"-Methode gibt Rassau stets den verständigeren und hochnäsigen Part, während Heißmann als naiver Depp die Steilvorlagen für Zoten und Fäkalhumor liefert: "Im Swingerclub für Rentner geht's wenigstens nicht immer so steif zu."

Spürbare Spielfreude



Immerhin machen die zwei ihre Sache mit spürbarer Spielfreude und wenn auch einige Pointen arg vorhersehbar sind, so prasseln sie doch in so schneller Folge ein, dass sich das Publikum durchgehend vor Lachen schüttelt.

Und besonders die aufs Lokale gemünzten Witzeleien sind tatsächlich mehr als nur Standardwitze mit ausgetauschten Worthülsen, sondern enthalten viele durchaus treffende Beobachtungen örtlicher Eigenheiten: So etwa, wenn Mariechen sich freut, dass sie "beim Essen im Domstein die Jüngste gewesen" sei, sich aber wundert, "wozu ihr hier zwei Kaufhofs braucht".

Für ganz und gar nicht comedytypische Größe sorgt die 14-köpfige Bigband, die die ganze Show über auf der Bühne ist und auch in einige Stücke integriert wird. Mit ihr brilliert Heißmann, der "nicht immer nur der Depp sein" will, auch ein paar Mal als Sänger und schmettert einige Songs mit dem überzeugenden Timbre des unvergessenen Peter Alexander, dem er im Finale sogar ein eigenes Medley widmet. "Hier ist ein Mensch" macht nicht nur viel mehr Spaß als die krawalligen Zoten, sondern auch neugierig auf einen Besuch in der Comödie Fürth, wo Heißmann und Rassau sich den Traum vom eigenen Theater erfüllt haben. In einem eleganten, renovierten Jugendstilbau mit Restaurant treten da in nächster Zeit zum Beispiel Ingo Appelt, Axel Hacke oder auch Josef Hader auf. Bevor Rassau und Heißmann nach kräftigem Applaus und Zugaben von der Bühne gehen, laden sie das Publikum noch ganz artig zum Besuch ein.

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