Tadelloses Spiel

Die internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz machten in diesem Jahr auch in Saarburg Station. Interpret des Abends war der Niederländer Jos van der Kooy, der ein internationales Programm mitbrachte.

 Jos van der Kooy. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Jos van der Kooy. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Saarburg. Frankreich, die Niederlande und Deutschland sind die drei Nationen, in denen die Orgelmusik einen ganz besonderen Stellenwert genoss und immer noch genießt. Genau diese drei Länder waren auch vertreten, als im Rahmen der internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz der niederländische Organist Jos van der Kooy in der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius in Saarburg gastierte. Van der Kooy ist Organist an der Westerkerk in Amsterdam und Titularorganist an der berühmten Müllerorgel der Grote of Sint Bavokerk in Haarlem, einer Orgel, die mit ihrer Höhe von fast 30 Metern eines der schon rein optisch gewaltigsten Instrumente der Welt darstellt.

Zur Eröffnung des trotz der offenen Denkmäler und etlicher anderer Angebote gut besuchten Konzertes spielte van der Kooy die Fantasia über "Wachet auf, ruft uns die Stimme" seines Vorgängers in Haarlem, Piet Kee. Schon bei diesem, manchmal vielleicht etwas plakativen, aber durchaus sehr effektvollen Werk zeigte sich etwas, das den ganzen Abend kennzeichnen sollte. Technisch sauberes und tadelloses Spiel, frei von jedem Risiko und geprägt von langer Konzerterfahrung, mit der der Solist aufwarten kann. Es gab keine überzogenen Tempi, die das Zuhören erschwerten, keine Experimente, die den Intensionen der Werke zuwider liefen. Nach Jan Pieterszoon Sweelincks "Allein Gott in der Höh sei Ehr" verneigte van der Kooy sich vor der deutschen Orgelkunst mit Werken von Johann Sebastian Bach. Neben dem großartigen Choralvorspiel "Schmücke Dich, o liebe Seele", BWV 654, tat er dies mit Passacaglia und Fuge c-Moll, BWV 582, dem eindrucksvollsten Werk des Konzertes. Die Spannung der Komposition ließ der Interpret durch sein Spiel aufleuchten, verzichtete auf das sonst so gerne verwendete Hilfsmittel der Registerwechsel. Ein Wagnis, das ihm voll und ganz gelang. Es war ein Erlebnis, die Pracht der Komposition zu erleben, ohne dass sie vom Tutti des Instrumentes hervorgerufen oder gar erschlagen wird.

Im dritten Teil des Abends wandte sich van der Kooy mit Louis Vierne, César Franck und Charles Marie Widor der französischen Romantik zu. Verspielt erklang der vierte Satz, ein scherzoartiges Allegro vivace aus Viernes erster Symphonie. Die Grenzen der Orgel zeigte er in Francks Pièce Héroique auf, bei dem man sich mehr Grundstimmen gewünscht hätte. Gleiches galt für die berühmte Toccata aus Widors fünfter Symphonie, die aber schon wegen ihres virtuosen Zungenschlags natürlich für Begeisterung beim Publikum sorgte.

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