Talent, harte Arbeit und Glück

Anna Montanaro ist ein Musical-Star mit Weltruhm. Sie hat erreicht, was vor ihr mit Hildegard Knef und Ute Lemper nur zwei Deutsche geschafft haben: Engagements im Londoner Westend und am Broadway in New York. Mit TV-Mitarbeiterin Cordula Fischer sprach Anna Montanaro über das Leben als Bühnenstar, ihren Erfolg und ihre Karriere.

Trier. (cofi) Sie spielte unter anderem die Velma Kelly in "Chicago", mimte Marilyn Monroe, verkörperte "Das Mädchen Rosemarie" und war die Donna im Erfolgs-Musical "Mamma Mia!". Aktuell zu sehen ist Anna Montanaro in der Tournee-Produktion "La Belle Bizarre du Moulin Rouge". Am Samstag, 24. Januar, 20 Uhr, gastiert sie mit ihrem Ensemble in der Trierer Europahalle.

Vom niedersächsischen Gifhorn bis auf die Bühnen der Welt - eine Traumkarriere. Wann haben Sie Ihr Talent für die Bühne entdeckt?

Anna Montanaro: Das hat sich schon in der Kindheit abgezeichnet. Von fünf bis 15 Jahren habe ich Kunstturnen recht professionell betrieben, ich habe Ballett-Training gemacht, Jazz-Stunden genommen, in der Schule gesungen.

Bereits mit 16 Jahren sind Sie nach Hamburg zur Stage School of Music, Dance an Drama gegangen. Das war ein mutiger Schritt in jungen Jahren.

Montanaro: Das Mindestalter für die Aufnahmeprüfung war eigentlich 18. Aber ich wusste für mich, was ich wollte und dass ich keine Zeit verplempern wollte.

Bedurfte es dafür vieler Überzeugungsarbeit bei Ihren Eltern?

Montanaro: Ja, aber sie hatten recht viel Vertrauen in mich. Wir hatten einen Deal: Entweder ich bestehe die Prüfung oder ich gehe weiter zur Schule. Sie haben mir dann viel geholfen, bei der Zimmersuche, und sie haben das Schulgeld bezahlt.

Warum haben Sie sich für das Genre Musical entschieden? Es hätte ja auch eine Einzeldisziplin - Gesang, Tanz oder Schauspiel - sein können.

Montanaro: Weil das Musical eine schöne Kunstform ist. Da prallen alle drei Sparten aufeinander, und damit habe ich am meisten Spaß auf der Bühne.

Wie erklären Sie sich den Erfolg, den Sie international haben?

Montanaro: Ich habe neben dem Talent und harter Arbeit auch das Glück gehabt, dass mich die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt gesehen haben.

Hat man es als deutsche Künstlerin schwerer, sich am Broadway durchzubeißen?

Montanaro: Bei den Kollegen konnte man am Anfang zwischen den Zeilen schon lesen, dass sie dachten: Was will die kleine Deutsche denn hier bei uns? Man muss sich, sein Talent, sein Können erst beweisen. Die Skepsis hat sich dann schnell gelegt.

Sie sind von New York auf deutsche Bühnen zurückgekehrt. Gab es dafür andere Gründe, als nur neue Engagements?

Montanaro: Ich stehe wahnsinnig gern in Deutschland auf der Bühne. Ich finde die Arbeit hier sozialer. New York und auch London, das waren tolle Erfahrungen. Aber dort sind die Theater alt und klein, es gibt keine Kantine, wo sich die Leute vor oder nach der Vorstellung treffen. Sie kommen ins Theater, gehen auf die Bühne und wieder nach Hause. Fast ein wenig verbeamtet.

Sie haben unterschiedliche Typen von Frauen verkörpert. Wie viel von sich stecken Sie in die jeweilige Rolle, wie viel nehmen Sie von einer Rolle für sich mit?

Montanaro: Es passiert beides. Aber gerade von der Velma Kelly (Chicago) habe ich persönlich viel gelernt und ins private Leben mitnehmen können. Da konnte ich zum ersten Mal richtig laut sein auf der Bühne. Aber es ist auch immer viel Anna Montanaro in meinen Rollen.

Gibt es für Sie noch Traumrollen, die Sie spielen möchten?

Montanaro: Evita war immer eine Figur, die ich spielen wollte. Und das ist auch mein nächstes Projekt. Die Evita spiele ich bei den Tecklenburger Sommerfestspielen.

Im Moment sind Sie mit dem Musical "Moulin Rouge" auf Tournee. Was ist das Besondere an dem Stück?

Montanaro: Das Thema hat mich interessiert. Und ich bin ein großer Fan vom Film mit Nicole Kidman. Ich wollte wissen, wie man das auf die Bühne bringen kann. Und mit Jesper Tydén habe ich einen grandiosen Bühnenpartner. Wir kennen und schätzen uns, haben bisher aber nur Konzerte miteinander gesungen. Ich bin froh, dass wir jetzt ein richtiges Stück zusammen spielen können.

Läuft eine Musical-Produktion, die von A bis Z straff organisiert und choreografiert ist, routiniert ab oder gibt es Raum für Improvisation?

Montanaro: Es kommt darauf an, was das Regie-Team wünscht. Aber ich habe noch nie erlebt, dass man mir keine Freiheiten auf der Bühne lässt und sich so eine strenge Routine einschleicht. Es ist wichtig, dass man offen und frei bleibt, sonst wirkt eine Perfomance schnell tot.


Wie bereiten Sie sich auf eine Vorstellung vor?

Montanaro: Da gibt es dann tatsächlich so etwas wie Routine. Ich brauche meine Zeit, bin meist die erste im Theater. Es ist wichtig, dass ich mich selbst schminke. Das ist wie ein kleines Ritual. Dann wärme ich meine Stimme und meinen Körper auf, gehe noch einmal alleine auf die Bühne, atme die Luft. Und ich steige immer mit dem linken Fuß zuerst in die Schuhe.

Es ist das erste Mal, dass Sie auf Tour sind und nicht täglich an einem festen Ort spielen. Wie erleben Sie das?

Montanaro: Ich wollte es gern ausprobieren, auf Tournee zu gehen. Und ich finde es schön. Aber dazu kommt, dass ich gerade verliebt bin. Meinen Mann sehe ich jetzt selten, aber das kriegen wir bis zum Ende der Tour schon hin.

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