"Tante Ernas Klavier war schuld"

Bernkastel-Kues/Trier · Die gebürtige Bernkastel-Kueserin Friederike Roth erhält im Oktober zusammen mit ihrem Ensemble Berolina den renommierten Musikpreis Echo Klassik. Dem TV hat Roth erzählt, wie sie zur Musik gefunden hat und warum sie diese Leidenschaft niemals loslassen wird.

Bernkastel-Kues/Trier. Während die lebenslustige junge Frau am Telefon über ihren erfolgreichen Lebensweg spricht, lacht sie viel und klingt dennoch bescheiden. Eben wie jemand, den vor allem die Freude an der eigenen Arbeit antreibt. Bei Friederike Roth war das schon immer die Musik.
In diesem Jahr hat die Klarinettistin, die 1982 in Bernkastel-Kues geboren wurde, einen Karrierehöhepunkt erreicht: Das elfköpfige Kammermusik-Ensemble Berolina aus Berlin, in dem Roth seit 2009 mitwirkt, wird mit dem Klassik-Echo in der Kategorie "Ensemble des Jahres" ausgezeichnet. Die Preise werden am 26. Oktober in München vergeben.
Mit ihrem zweiten Ensemble, dem 2010 gegründeten Klarinettenquartett Blattgold, ist Roth in diesem Sommer zweimal in ihrer Heimatregion aufgetreten, bei Konzerten des Mosel-Musikfestivals in Saarburg und Oberfell (Kreis Mayen-Koblenz). An der Mosel begann auch die musikalische Laufbahn der studierten Klarinettistin, die heute in Berlin lebt. Alles fing mit einem Erbstück ihrer Tante Erna an: einem Klavier. "Tante Erna war schuld. Meine Eltern entschieden, dass wir Kinder Klavierunterricht bekommen sollten," erzählt Roth und lacht, "aber das ging bei mir überhaupt nicht." Weil sie Linkshändern sei und mit der rechten Hand üben sollte.
Klarinette hat gleich gepasst


Zuhause entdeckte Roth dann eine Blockflöte - was wiederum die Eltern nicht optimal fanden. Im Musikgeschäft probierte sie schließlich eine Klarinette aus: "Ich war die einzige aus meiner Familie, die überhaupt einen Ton rausgekriegt hat", erinnert sich die junge Frau. "Das habe ich als Zeichen genommen, dass es wohl passt mit mir und der Klarinette." Und wie das passte.
Als sie 14 Jahre alt war, meldete sie ihr Musiklehrer Ulrich Junk von der Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich zum Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" an. Damals stand Roth in Leipzig neben Musikstudenten auf der Bühne und erfuhr zum ersten Mal, dass man Musik zum Beruf machen konnte. "Ich fand das sehr beeindruckend. Aber danach hatte ich nicht direkt beschlossen, Musikerin zu werden." Das kam später, während ihrer Zeit im Landes-Jugendorchester Nordrhein-Westfalen: "Damals habe ich gemerkt, das packt mich wirklich, das fesselt mich. Aber ich hätte nie gewagt zu denken, dass ich das schaffen könnte."
Trotzdem versuchte sie es: "Ich habe mir damals gesagt, wenn ich einen Studienplatz kriege, dann werde ich wohl gut genug sein." Fünfmal wollte sie zum Vorspielen gehen. Nach dem dritten Mal hatte sie bereits drei Zusagen. Der Weg führte nach Köln, wo sie von 2001 bis 2006 an der Musikhochschule in der Klasse von Ralph Manno studierte. Ihr Konzertexamen schloss Roth an der Universität der Künste in Berlin ab, wo sie mittlerweile auch Lehrbeauftragte ist.
In Berlin fand sie auch Gleichgesinnte, mit denen sie das Berolina Ensemble gründete. Das gemeinsame Ziel: innovative Programme anbieten und Komponisten wiederentdecken. "Wir wollen Musik präsentieren, die großartig ist und neu für die Ohren, aber nicht weil es neue Musik ist, sondern vergessene Musik."
Und ihre Reaktion auf den Klassik-Echo? "Unglaublich! Ein großes Fest! Alle Damen des Ensembles träumen schon von ihrem Abendkleid", scherzt sie. Außerdem sei es eine Bestätigung der Arbeit und erneut ein Hinweis, dass sie auf dem richtigen Weg sei.

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