Teenies im Turbo-Takt der tollen 50-er

TRIER. Ausverkaufte Häuser seit der Premiere 1972, mehr als 3000 Vorstellungen am Broadway - die Geschichte von "Grease" ist eine Serie von Superlativen. Dieser Erfolg blieb auch in Trier nicht aus. Die selbstironische und mitreißende Parodie auf das Teenager-Dasein in den 50ern begeisterte 2000 Zuschauer in der ausverkauften Messeparkhalle.

 Schnell, bunt, mitreißend und selbstironisch: "Grease" in der Messeparkhalle.Foto: Willi Speicher

Schnell, bunt, mitreißend und selbstironisch: "Grease" in der Messeparkhalle.Foto: Willi Speicher

Die Sommerferien sind vorbei. An der Rydell High School irgendwo in den endlosen Weiten des amerikanische Mittelwestens geht der Unterricht wieder los. Bei den"T-Birds" - Lederjacken, Brillantine-gestärkte Haartolle und cool bis zum Gefrierpunkt - dreht sich alles um die wichtigen Dinge des Lebens: Musik, Mädchen und Motoren. Ebenso realistisch sind die "Pink Ladies" mit Pferdeschwänzen, Petticoats und Pyjama-Parties.Die Rydell High School ist der Schauplatz von "Grease" und wird damit zur Bühne einer Zwei-Stunden-Show, in der alle Positiv-Klischees über das Lebensgefühl der 50er mit einer starken Choreografie und einem Soundtrack verbunden werden, dessen Bekanntheitsgrad an die genauso zum Kult gewordene "Rocky Horror Show" heranreicht.Der Erfolg ist seit mehr als 30 Jahren konstant, aber dennoch hat "Grease" sich verändert - was in Trier deutlich zu sehen war. Regisseur David Gilmore - seine Londoner Produktion ist seit mehr als sieben Jahren ein Dauerbrenner im West End und sorgt für Hysterie in Australien - hat "Grease" den Bedürfnissen des Jahres 2003 angepasst.Eine im Vergleich zu früheren Varianten gestraffte Handlung mit sehr kurzen Dialogen, eingeflochten in den kultigen Soundtrack, wird in Bildern präsentiert, deren Tempo die Augen des Zuschauers ständig in Bewegung hält. Die mit MTV aufgewachsene Generation hat beim Zuschauen keine Identifikationsschwierigkeiten, dafür sorgen die Choreografinnen Carla Kama und Melissa Williams. "Grease" wird zum Video-Clip und funktioniert trotzdem immer noch genauso wie in den 70ern.Das haben auch die Darsteller verstanden. Brian Mills ist Danny - diese Rolle hatte auch mal ein damals noch völlig unbekannter Richard Gere. Danny ist der Anführer der "T-Birds", und er hat ein Problem. In den Ferien hat er Sandy kennen und lieben gelernt - nicht wissend, dass sie auf seine Schule kommt. Und da die naive, niedliche und sehr unschuldige Sandy nicht zu dem obercoolen Image passt, dass Danny und seine Kumpels vor sich hertragen, muss er seine Gefühle verleugnen und den distanzierten Desinteressierten spielen.Maria Eberline spielt und singt die Sandy perfekt. Sehr unterhaltsam ist die Wandlung von der Pastorentochter zur Rocker-Braut im Finale. Brian Mills unterkühlter Charme und gute Stimme passen dazu, allerdings wird er von Kenickie (Dario Nolfie) glatt an die Wand gespielt. Der stellvertretende Chef der "T-Birds" und Freund der "Pink Ladies"-Anführerin Rizzo (Danielle Erin Rhodes) gibt den 50er-Jahre-Proll so überzeugend, als sei er gerade einer Zeitmaschine entstiegen. Bei "Greased Lightning" bebt die Messeparkhalle.Zusammen mit Kult-Songs wie "Summer Nights" und dem Hochgeschwindigkeits-Finale "You‘re the one that I want" bekamen die Zuschauer eine schnelle, bunte, mitreißende und selbstironische Show - zumindest die Zuschauer, die Glück mit ihrem Sitzplatz und damit eine gute Sicht auf die Bühne hatten. Was nicht auf alle 2000 zutraf, wie die bereits kurz nach dem Musical eintreffenden Beschwerden beweisen. Auf die phonetisch abenteuerliche und unfreiwillig komische Übersetzung der Dialog-Sequenzen in die deutsche Sprache hätte man verzichten und den Darstellern damit eine echte Quälerei ersparen können.

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