The Boss Hoss: Großstadtcowboys im ausverkauften Amphitheater

Trier · Sie sind die modernen Gladiatoren, reißen ihr Publikum mit Country-Rock-Songs mit statt mit Kämpfen: Die Berliner Band The Boss Hoss hat beim Open Air im ausverkauften Trierer Amphitheater 3500 Zuschauer mitgenommen auf ihrem heißen Ritt durch verschiedene Musikstile. Der TV präsentierte das Konzert.

 Das Publikum bei The BossHoss im Amphitheater Trier.

Das Publikum bei The BossHoss im Amphitheater Trier.

Foto: Friedemann Vetter

Mädchen tanzen auf der Bühne, schwingen die Hüften, reißen die Arme hoch. Rock ist angesagt beim Song "Shake & Shout". "You shake, we shout" ("Ihr schüttelt euch, wir schreien") rufen Alec "Boss Burns" Völkel und Sascha "Hoss Power" Vollmer den jungen Damen aus dem Publikum neben sich zu und die gehorchen. Lisa Schwickert aus Saarbrücken steht während des Konzerts in der vierten Reihe, nun schaut sie auf 3500 Menschen im ausverkauften Amphitheater hinab. "Man steht da oben und kann das gar nicht realisieren", sagt die 20-Jährige. "Das ist unbeschreiblich!"

Als die Musiker die Zuschauerinnen auf die Bühne heben, haben sie eineinhalb Stunden Gig hinter sich und sind bei der zweiten Zugabe. Bereits bei den ersten Riffs vom Rockopener "Last Day (Do Or Die)" jubelt die Menge. Der zweite Song "Radio Rodeo" bedient die zahlreichen Countryfreunde, die trotz sommerlicher Temperaturen Westernstiefel und -hut tragen. "Countrymusik kommt wieder mehr auf", meint Joëlle Ostertag (31) aus Luxemburg, die selbst Stetson trägt. Vor ein paar Jahren sei sie noch komisch angesehen worden, "heute hört es jeder. Zumindest hat Boss Hoss es wieder salonfähig gemacht."

Mit reiner Countrymusik kann Adriana Timme (15) aus Luxemburg nichts anfangen, "ich mag nur den Mix mit Pop und Rock". Und Nicole Henkes (40) aus Tholey meint gar: "Boss Hoss hat nichts mit Country zu tun", und tippt an ihren Hut: "Ich trage ihn, weil die Jungs die aufhaben und - es sieht cool aus!" Cool wirken auch die Musiker auf der Bühne, die betont lässig auf Barhockern lümmeln - ebenso ein Markenzeichen der Band wie der weiße Stetson, Jeans- (Hoss) und Feinrippunterhemd (Boss). Heiß hingegen ist ihre Country-Rock-Musik, die Electro- und Hip-Hop-Einlagen beinhaltet und sich von reinen Country-Covern populärer Pop- und Rocksongs zu mehr Eigenkompositionen im Stil-Mix entwickelt hat. Wie etwa "I Keep On Dancing", das zwar wenig mit Country, dafür umso mehr mit tanzbarer Rockmusik zu tun hat und bei dem die Mariachi-Bläser der Berliner Formation Tijuana Wonderbrass ordentlich zu tun haben, um die Beats zu übertönen.

Zu "Say A Little Prayer" rücken die Musiker zusammen. Kuscheln ist angesagt, als Hoss das Stück als "Liebeslied" ankündigt und immer wieder fragt: "Seit ihr schon verliebt?" Einige sind es wohl aus dem bunt gemischten Publikum. Boss Hoss trifft jeden Geschmack, ob Kindergartenkind oder Opa, ob Pop-, Countryfan oder Metaller - schließlich kommen Boss Hoss gerade vom Wacken-Open-Air. Wohl deshalb bereiten die norwegischen Hard-Rocker The Carburetors den Boden - lautstark und hart.

Dass die Vorband überhaupt spielen kann, hat sie den guten Kontakten von Veranstalter Poppconcerts zu verdanken. Denn Bass und Gitarre gingen auf dem Flug verloren - Äbbi Simons von der Leiendecker Bloas stellte ihnen kurzerhand Instrumente aus seiner Sammlung zur Verfügung. Doch der Jubel gehört den Großstadtcowboys. Tausende Hände bewegen sich im Takt. "Hey ho - Live It Up!" singt die Menge - die am Freitag erschienene Single vom Album "Liberty Of Action" ist bei Fans längst bekannt, ebenso wie "Don't Gimme That". Live legen die Berliner Großstadtcowboys noch einen drauf. Ihre Ansagen, stilecht im breiten Amerikanisch, binden das Publikum ein, ebenso wie die Tanzaktion auf der Bühne. "Ich habe Boss Hoss zum ersten Mal live gesehen, und dann so was", sagt Lisa Schwickert. "Ein unvergesslicher Moment!"

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