The Pacific: Krieg ist keine Seifenoper

Die Kritiker heben den Daumen, die Zuschauer zeigen der neuen Serie "The Pacific" auf Kabel 1 dagegen die kalte Schulter. Scheinbar taugen Weltkriegsscharmützel auf pazifischen Eilanden einfach nicht als Stoff für seichte Seifenopern-Träumereien.



Nach der Miniserie "Band of Brothers" haben sich die Produzenten Tom Hanks und Steven Spielberg nun dem Pazifikraum des Zweiten Weltkriegs als Schauplatz für die neue Miniserie gewidmet. In dem 200 Millionen Dollar teuren Projekt für den US-Bezahlsender HBO sind diesmal die Japaner der Feind.

Der Plot von "The Pacific" ist rasch erzählt. Drei Burschen der First Marine Division landen auf einer Pazifikinsel. Da hocken die jungen Yankees und Highschool-Milchbubis unter Palmen auf einem Archipel im Nirgendwo. Illusionen, Euphorie und Unschuld sind schnell dahin. Es ist Krieg - und der ist derart hart inszeniert, als müssten MG-Kugeln und der Gestank von zerschossenen Leichen bis ins Wohnzimmer dringen.

Was die einen als realistische Darstellung des Pazifikkrieges loben, entlockt den anderen nur ein Gähnen. Zu wenig tränenfeuchte Gefühlsbiotope. Keine erbauliche Berieselung. Die Stärke des Zehnteilers ist zugleich seine Schwäche. Der Zuschauer bekommt einen bombastischen Eindruck davon, was Abnutzungskrieg und sinnloses Töten im Namen der Freiheit bedeutet. Die jungen Marines liegen im Dreck - verwundet, von Durchfall und Hunger geplagt - schrumpfen zu austauschbaren Statisten. Eine Geschichte entspinnt sich kaum. Dafür ist das Beziehungsgeflecht der Protagonisten zwischen MG-Feuer und Explosionen zu schnell zerfleddert. Auf der anderen Seite zeigt die Serie in naturalistischer Unbarmherzigkeit das Abschlachten eines gesichtslosen Feindes. Die japanischen Feinddarsteller sind nur Zielscheiben.

Dagegen sind Clint Eastwoods Film-Geschwister "Flag of our fathers" und "Letters from Iwo Jima" nicht hoch genug zu loben. Der Regisseur behandelt darin das Thema abseits von Heldenpropaganda und Lucky-Strike-Romantik. In beiden Filmen schildert er den Kampf um die Pazifikinsel Iwo Jima - aus der Sicht beider Seiten. Das ist dramaturgisch wie feinfühlig gelungen. Hüben wie drüben gibt es an den Waffen Menschen mit Schicksalen und Gefühlen. Das schafft "The Pacific" in knapp zehn Stunden nicht.

So stellt der Zuschauer fest, dass "The Pacific" keine Seifen-Oper ist. Dafür ein martialisches Effektfeuerwerk auf Paradiesinseln im weiten pazifischen Ozean. David Zapp

The Pacific, donnerstags, 22.10 Uhr auf Kabel 1.

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