Theater Trier: 64 Bewerber wollen Intendant werden

Trier · Anders als so mancher befürchtete, hat der Trierer Theaterskandal offenbar nicht dazu geführt, potenzielle Bewerber für den freien Intendantenposten abzuschrecken.

64 Bewerbungsschreiben sind insgesamt eingegangen. 49 Männer, 13 Frauen und zwei Teams haben sich darum beworben, die Nachfolge des entlassenen Intendanten Karl Sibelius anzutreten. Dies teilte der Trierer Stadtvorstand am Montag mit.

Zwar seien auch Studenten dabei. "Die meisten Bewerber haben aber einschlägige Erfahrung als Intendanten, stellvertretende Intendanten oder Spartenleiter", sagt der neue Trierer Kulturdezernent Thomas Schmitt. Sie seien in der Szene angesehen und wüssten um die Situation des Hauses. "Ich bin bei dieser Bewerberlage wirklich guter Dinge", sagt Schmitt.

Zur Spielzeit 2018/2019 soll das Haus wieder einen künstlerischen Leiter haben. Um die Finanzen soll sich weiterhin Verwaltungsdirektor Herbert Müller kümmern.

Und wie soll der oder die Neue ticken? "Ich wünsche mir weniger Genie und mehr Realismus und die Fähigkeit, in den finanziellen Rahmenbedingungen, die wir haben, tolle, anspruchsvolle Kunst zu machen", sagt Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD). Ein wichtiges Kriterium werde sicher, dass der Bewerber Erfahrung aus dem Betrieb eines Mehrspartenhauses mitbringe. Ziel müsse es sein, die Besucherzahlen von zuletzt 70.000 deutlich zu steigern. "100.000 ist für mich der Maßstab", betont Leibe. Die Stadt müsse das Haus den Steuerzahlen gegenüber vermitteln können.

Am 28. Juni soll der Stadtrat abschließend entscheiden, wer neuer Intendant und wer neuer Generalmusikdirektor wird. Noch diese Woche will Schmitt eine Auswahlkommission bilden, zu der auch Vertreter der Stadtrats-Fraktionen gehören. Wer genau Teil dieser Kommission wird und wie das Verfahren funktioniert, stand am Montag noch nicht fest.
Die meisten Bewerber kommen aus Deutschland, doch sind auch Franzosen, Luxemburger, Österreicher, Schweden und Schweizer unter ihnen. Die Altersspanne reicht von 26 bis 73 Jahren. Auch zwei mögliche Führungsteams haben ihre Unterlagen eingereicht: ein zwei- und ein vierköpfiges.

Die Stadt hatte entschieden, sich zum Dezember 2016 von Karl Sibelius zu trennen, nachdem ans Licht gekommen war, dass das Haus in diesem Jahr ein Defizit von 2,3 Millionen Euro gemacht hatte. Da es keine juristisch haltbare Rechtfertigung für diese Kündigung gab, erhielt der Österreicher 300.000 Euro Abfindung. Auch Kulturdezernent Thomas Egger, dessen Aufgabe es zuletzt gewesen wäre, die Finanzen des Theaters zu kontrollieren, verlor seinen Job. Er wurde vom Stadtrat vorzeitig abgewählt.

Seit Dezember 2016 wird das Theater bei leicht ausgedünntem Spielplan von einem siebenköpfigen Führungsteam geleitet.

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