Theater Trier bleibt vorerst ohne Intendant (Update)

Trier · Oberbürgermeister Wolfram Leibe wird am Mittwoch offenbaren, wie es am Trierer Theater weitergeht. Eines verrät er vorab: Einen neuen Intendanten wird es erst einmal nicht geben. Die Stimmung am Haus schwankt zwischen Sorge und Hoffnung.

 Theater Trier. TV-Foto/Archiv: F. Vetter

Theater Trier. TV-Foto/Archiv: F. Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Was läuft in der restlichen Spielzeit, was in der kommenden, wer hat am Theater derzeit überhaupt das Sagen und wann wird ein neuer Intendant gesucht? Eine Wand aus Schweigen war in den vergangenen Wochen die Antwort auf solche Fragen. Denn vor der Abwahl des Kulturdezernenten Thomas Egger wollten sich die Pressestellen des Trierer Rathauses und Theaters nicht äußern. Und seit die Staatsanwaltschaft sich mit der Weitergabe geheimer Daten beschäftigt , sind auch die städtischen Mitarbeiter nicht gerade in Plauderstimmung. Am Mittwoch wird sich bei einer Pressekonferenz im Trierer Rathaus der Vorhang lüften, wie es weitergeht.

Vorerst kein Intendant: Dass diese Saison ohne Theaterchef zu Ende gehen wird, war klar . Und was ist mit der Zukunft? "Es wird erst einmal keinen neuen Intendanten geben", sagt Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Stattdessen werde ein Team an der Spitze des Hauses stehen. "Ich möchte nicht mehr auf einen Einzelnen setzen", betont Leibe im Hinblick auf die finanzielle Notlage, in die das Haus unter Generalintendant Karl Sibelius geraten war.

Ab dem kommenden Frühjahr soll nach Volksfreund-Informationen die Suche nach einem Intendanten beginnen. Wie schnell sich ein guter Neuer finden lässt, ist die offene Frage. Ist ein skandalgeschütteltes Haus, in dem jeder Cent umgedreht werden muss, doch nicht besonders attraktiv. Die Spielzeit 2017/18 dürfte inzwischen weitgehend geplant sein, frühestens für die Saison 2018/19 könnte also ein Nachfolger in die Planung einsteigen. Oder ein Nachfolgerteam.

Das "neue" Leitungsgremium, das sich am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert, besteht nach TV-Informationen aus dem Verwaltungsdirektor Herbert Müller, dem Generalmusikdirektor Victor Puhl, den Spartenleitern Katharina John (Oper), Ulf Frötzschner (Schauspiel), Waltraut Körver (Tanz), Chefdisponent Marius Klein-Klute und dem technischen Leiter Peter Müller. De jure bleibt Katharina John stellvertretende Theaterintendantin. Leibe zufolge ist sie auch Sprecherin des Teams. De facto, so heißt es aus gut informierten Quellen, trifft aber das Leitungsteam die Entscheidungen, was intern zu Spannungen führe, weil John sich diskreditiert fühle.

Die Frötzschner-Frage: Interessant ist auch die Frage, wie es für Schauspielchef Ulf Frötzschner weitergeht, der nach seiner fristlosen Kündigung durch Karl Sibelius dafür gekämpft hatte, ans Theater zurückzukehren und der dort auch gerne bleiben würde. Nach dem Eklat um das geplante Theaterstück "Die rote Wand" hatte Frötzschner sich vor dem Bühnenschiedsgericht erfolgreich gewehrt und mit der Stadt darauf geeinigt , dass er das Haus im Sommer 2017 mit einer Abfindung in Höhe von 50.000 Euro verlässt. Soweit bekannt, hat sich an der Abmachung nichts geändert.

Während die einen seine fachlichen Kompetenzen und seine gute Vernetzung loben, bereitet die Idee, dass er bleiben könnte, anderen Sorge. Zwar steht sein eigenes Ensemble fest hinter ihm, doch hat er sich in anderen Abteilungen offenbar Feinde gemacht. Seine Art zu kommunizieren steht in der Kritik. "Er kommt, schreit rum und ist wieder weg", sagt ein Theatermitarbeiter. Frötzschners Tonfall sei "ganz schlimm", da werde gebrüllt, das sei unfassbar, sagt ein anderer.

Die restliche Spielzeit: Am Mittwoch wird sich auch zeigen, wie der Spielplan 2016/2017 der finanziellen Lage angepasst wurde. Der Blick auf die Internetseite des Theaters zeigt , dass "In 80 Tagen um die Welt" und "Im weißen Rössl" sowie "Hänsel und Gretel" wohl bis ins Frühjahr hinein gezeigt werden. Auch, wer die "Hommage à Dore Hoyer", "Terror" oder "Faust I" noch nicht gesehen hat, bekommt dazu Anfang 2017 erneut die Gelegenheit. Für Januar angekündigte Premieren sind "Schwarze Jungfrauen", "Der Steppenwolf", "Der Froschkönig" und "Maria de Buenos Aires". Fest steht, dass das komplett ausverkaufte Erfolgsstück „Cabaret“ nicht länger läuft als geplant, weil das Musical-Ensemble mit "Sweeney Todd" auf Tournee geht und Klaus-Michael Nix, der den Schultz spielt, ein bereits länger geplantes halbes Sabbatjahr nimmt.

Der Spielplan 2017/2018: Karl Sibelius hatte bereits Mitte September in einem Volksfreund-Interview gesagt , der Spielplan 17/18 sei in groben Zügen fertig. Inhaltlich orientiere er sich stark am Luther-Jahr (2017) und Karl- Marx-Jahr (2018). "Wir werden uns assoziativ mit dem Thema Geld und Religion auseinandersetzen", sagte Sibelius. Ebenfalls kündigte er eine Ausweitung des Kindertheaters an. Fest steht bereits, dass Tufa und Theater ab Januar gemeinsam ein Programm für Kinder und Jugendliche anbieten. Zudem hatte Sibelius vor, wieder in die internationale Theaterkooperation der Großregion "Total Théâtre" einzusteigen - und zwar mit einer Regiewerkstatt für Nachwuchstalente. Ob es dazu kommt, wird sich am Mittwoch zeigen.

Die Stimmung am Theater ist sehr durchwachsen. Die einen sorgen sich, weil die Finanzdebatte weitergeht, weil die Ränge bei mancher Vorstellung voller sein könnten und weil das Haus durch die Skandale der vergangenen Monate Sympathien verloren hat. Die Mitarbeiter machten ihren Job mit Herzblut. Und sie hätten genug vom Gegenwind. Genug von all dem negativen Gerede.

Die anderen freuen sich über ausverkaufte Vorstellungen, sie sind erleichtert, dass die Politik sich erneut hinter ihr Mehrspartenhaus gestellt hat und dessen Zukunft somit gesichert ist. Sie schauen nach vorne, freuen sich auf die nächsten Premieren und hoffen, dass bald wieder die Kunst (deren Qualität Karl Sibelius keineswegs geschadet habe) im Mittelpunkt des Interesses steht.

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