Theater Das Theater bittet zu Tisch

Trier · Das Theater Trier bringt das Einpersonenstück „P’tit Albert“ auf die Bühne des Studios – eine Bearbeitung von Jack Londons Erzählung über einen verrückten jungen Mann. Besucher können getrost das Abendessen vor der Vorstellung ausfallen lassen.

 Brocken dem Zuschauer eine feine Suppe ein: Schauspieler Paul Behrens (links), Regisseur Konstantin Buchholz  (Mitte), Regieassistent Ramón Geronimo Wirtz und (im Hintergrund) Souffleuse Heike Brinkmann bei den Proben für „P‘tit Albert“ im Studio des Trierer Theaters.

Brocken dem Zuschauer eine feine Suppe ein: Schauspieler Paul Behrens (links), Regisseur Konstantin Buchholz  (Mitte), Regieassistent Ramón Geronimo Wirtz und (im Hintergrund) Souffleuse Heike Brinkmann bei den Proben für „P‘tit Albert“ im Studio des Trierer Theaters.

Foto: Anne Heucher

Irgendwie ist dieser Tom verrückt. Seit 25 Jahren lebt der 28-Jährige in einem Heim, er hilft bei der Essensausgabe und dabei, Bedürftige zu füttern oder ihnen sonstwie zu helfen. Und ist doch selbst kein Pfleger, sondern Bewohner – mit unbestimmtem Handycap. Tom – rückwärts gelesen „Mot“ (französisch für Wort) – redet viel, die Sprache ist sein Steckenpferd, mit der er unentwegt spielt und in der er immer neue Kreationen hervorbringt. Von „Politrick“ redet Tom und davon, dass er ein „Vernährungsexperte“ sei.

„Man denkt erst mal, das sei wirres Zeug, aber Tom geht mit der Sprache sehr virtuos um“, sagt Paul Behrens. Der Schauspieler kennt den Text mittlerweile bestens – schließlich spielt er im „Monodram“ titulierten Stück „P’tit Albert“ die Solorolle. In den Proben für die Studio-Inszenierung des Trierer Theaters, die am Donnerstag Premiere feiert, hat Behrens Tom schätzen gelernt, der dem Publikum immerzu etwas erzählt.

Publikum? Für die Front zwischen Theaterbesuchern und Bühne ist in „P’tit Albert“ kein Raum, erklärt Regisseur Konstantin Buchholz. Die Zuschauer werden vielmehr zu Tisch gebeten und an der im geschlossenen Rechteck angeordneten Tafel bewirtet. Sie werden also Teil des Stücks. Des Heims? Der Welt als Anstalt? Doch keine Angst! „Wir machen kein Mitmachtheater“, versichert Buchholz, das sei nicht wie im Zirkus. Allerdings haben die Zuschauer mehr zu tun als zu schauen. Sie lassen sich eine (garantiert vegetarische) Suppe servieren und sollten die auch auslöffeln, derweil Tom ihnen etwas erzählt.

Das Stück von Jean-Marie Frin basiert auf einer Kurzgeschichte des Amerikaners Jack London (1876-1916), jenes Arbeiters und Goldsuchers, den sein schriftstellerischer Erfolg („Wolfsblut“, „Ruf der Wildnis“) in den Ruin trieb. Dass „P’tit Albert“ in Trier inszeniert wird, verdankt das Theater seinem Intendanten Manfred Langner, der eine französische Bühnenfassung sah und ins Deutsche übersetzte. Und der die Idee hatte, den Schauspieler und freien Regisseur Konstantin Buchholz (29) mit der künstlerischen Leitung zu beauftragen.

Fünf Vorstellungen sind zunächst vorgesehen – nicht viel, wenn man bedenkt, dass wegen des Bühnensettings nur 39 Besucher jeweils Platz finden. Normalerweise sind es im Studio 60. „Alle sitzen in der ersten Reihe“, sagt Behrens. Und Buchholz ergänzt: „Der Rahmen ist so intim, dass es für die Leute ein ganz intensives Schauspielerlebnis wird.“ Wegen der verschiedenen Perspektiven je nach Tisch, an dem man sitzt, sei sogar ein zweiter Besuch reizvoll: „Am anderen Platz siehst du Sachen, die du vorher nicht gesehen hast. Es ist ein 3-D-Stück“.

Premiere ist am Donnerstag, 9. Mai, um 20 Uhr im Studio. Weitere Termine am 11., 17. und 21. Mai jeweils um 20 Uhr und am 19. Mai um 18 Uhr.  Karten gibt es online auf www.theater-trier.de, unter der Mailadresse theaterkasse@trier.de sowie unter Telefon 0651/718-1818.

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