Theater Trier: Spielplan für 2017/2018 vorgestellt - Das ist der Neustart

Trier · Der Spielplan in der ersten Saison nach dem Rauswurf von Intendant Karl Sibelius bietet weniger Premieren, mehr Konzerte, Bekanntes, Spannendes und viele neue Schauspieler.

Theater Trier: Spielplan für 2017/2018 vorgestellt - Das ist der Neustart
Foto: Katharina de Mos

Wäre das Trierer Theater ein Fluss, so hätte es soeben eine Sturzflut mit Schlammlawine, wilden Stromschnellen und reichlich Geröll hinter sich. Die Spuren des Desasters sind noch deutlich sichtbar. Doch besteht die Aussicht, dass das Wasser hinter der nächsten Biegung ruhiger strömt.

Personalquerelen, Eklats und ein Millionenminus haben in der kurzen Ära von Intendant Karl Sibelius deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Provokante Produktionen vergraulten einen Teil des Stammpublikums. Die jüngste Besucherbilanz war die schlechteste, die je präsentiert wurde. Nur noch 70.000 Besucher zählte das Mehrspartenhaus.

Das soll sich mit der kommenden Spielzeit ändern. Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe hat 100.000 zahlende Gäste als klares Ziel vorgegeben. Mittel, dieses Ziel zu erreichen, ist der neue Spielplan 2017/2018, der am Donnerstag im Theaterfoyer präsentiert wurde. Zum einen soll er mit Vertrautem dafür sorgen, das Stammpublikum zurückzugewinnen, zum anderen soll er mit Spannendem neue Gäste locken.

Aus finanziellen Gründen - die Ära Sibelius wirkt noch nach - gibt es in jeder Sparte mindestens eine Produktion weniger. Dafür werden einzelne Stücke, wenn sie gut ankommen, öfter gespielt. Die Zahl der teuren Gäste und externen Spielstätten wurde reduziert. Auch sind auf den ersten Blick keine künstlerisch gewagten Experimente zu entdecken. Dröge wirkt der Spielplan dennoch nicht: Bekanntes wie die Dreigroschenoper (Brecht), Don Carlos (Schiller), Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, Die Zauberflöte (Mozart) oder Les Contes d'Hoffmann (Offenbach) wird ebenso geboten wie Neues, Lustiges und Eigenes. Unter dem Titel "Tatort Eifel" schreibt Nora Schüssler mindestens drei Kriminalschauspiele für das Theater, ebenso viele Uraufführungen bietet die Tanzsparte, und auch so manch skurrile Komödie steht auf dem Programm. Wegen der hohen Nachfrage sind in Victor Puhls letztem Jahr als Generalmusikdirektor mehr Konzerte zu hören als sonst.

Nicht nur künstlerisch, auch personell gibt es einen Neuanfang. Caroline Stolz, die zuletzt Direktorin für Oper und Schauspiel am Theater Pforzheim war, wird neue Chefin der Schauspielsparte. Der aus Konz stammende Regisseur Alexander May, mit dem Stolz in Pforzheim eine Doppelspitze bildete, begleitet sie als Leitender Dramaturg nach Trier.

Die beiden hatten nun die Mammutaufgabe, innerhalb weniger Wochen einen Spielplan auf die Beine zu stellen und neue Schauspieler zu verpflichten - verlässt doch ein Großteil des Ensembles aus Solidarität mit dem vorzeitig entlassenen Schauspieldirektor Ulf Frötzschner das Haus. Sieben Neulinge konnten für ein Jahr fest verpflichtet werden. Acht weitere Schauspieler kommen als Gäste oder erhalten Verträge für wenige Monate.

2018 wird das Theater, das derzeit von einem Führungsteam geleitet wird, zudem einen neuen Intendanten und einen neuen Generalmusikdirektor haben. Die Auswahlverfahren laufen. Am 28. Juni soll der Stadtrat entscheiden, wer die künstlerischen Geschicke des Theaters übernimmt. Mit - so Leibes Wunsch im Rückblick auf die Ära Sibelius - "weniger Genie", mehr Realismus und der Fähigkeit, unter den finanziellen Rahmenbedingungen tolle Kunst zu machen. >

Das Budget: Für 2017 verfügt das Theater über einen Etat von 16,8 Millionen Euro. Laut Verwaltungsdirektor Herbert Müller wurde "sehr vorsichtig geplant". Die Finanzprobleme der laufenden Saison wirken nach. Daher gibt es 2017/18 weniger Premieren.

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