Theater Trier unter Beobachtung

Trier · Es wird ernst für das Trierer Theater. Kulturdezernent Thomas Egger stellte der Öffentlichkeit am Dienstag den externen Berater Professor Dieter Haselbach vor, der ein Zukunftskonzept für das Haus am Augustinerhof entwickeln soll.

 Dieter Haselbach ist Soziologie-Professor und Unternehmensberater mit Fachgebiet öffentliche Kulturbetriebe in Berlin. Als Mitautor des heftig diskutierten Buches "Der Kulturinfarkt" gehört er zu den führenden Köpfen aus der Kulturszene, die für eine Neuorientierung plädieren.

Dieter Haselbach ist Soziologie-Professor und Unternehmensberater mit Fachgebiet öffentliche Kulturbetriebe in Berlin. Als Mitautor des heftig diskutierten Buches "Der Kulturinfarkt" gehört er zu den führenden Köpfen aus der Kulturszene, die für eine Neuorientierung plädieren.

Foto: Dieter Lintz

Trier. Man sei "ergebnisoffen", betonte der Dezernent, es gebe "keine Vorgaben" zu konkreten Fragen wie der Theaterstruktur oder der Anzahl der Sparten. Er ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass das Theater angesichts der städtischen Finanzlage in den nächsten Jahren keinesfalls zusätzliche Mittel erwarten könne. Im Gegenteil: Das Haus werde weiter einen "echten Konsolidierungsbeitrag leisten müssen".
Das steht im klaren Gegensatz zu den jüngsten Aussagen des Intendanten, der erklärt hatte, das Ende der Fahnenstange sei mit den aktuellen Sparmaßnahmen erreicht. Gerhard Webers Gegenrechnung dürfte klar sein: Weil das Theater seinen Bediensteten tarifliche Erhöhungen zahlen muss, braucht er eher mehr Geld als weniger. Selbst ein Einfrieren des Budgets würde ihn zu weiteren Einschnitten zwingen.
Auswege aus dieser seit Jahren anhaltenden, aber zuletzt immer stärker zugespitzten Situation soll nun externer Sachverstand bringen. Egger und der Stadtrat haben das Beratungsunternehmen ICG mit einer "Strukturuntersuchung zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Theaters" beauftragt. Aus eigener Kraft schaffe man das nicht, sagte Egger. "Wir brauchen die Manpower und den Blick von außen."
ICG gilt seit Jahren als Spezialist für "change management", also für die Neustrukturierung von Kultur-Einrichtungen. Aushängeschild des Unternehmens ist der Soziologe Dieter Haselbach, der schon für Mannheim, Bielefeld, Berlin, Graz und Wien Theaterkonzepte entworfen hat.
Haselbach machte zuletzt als Mitautor des umstrittenen Buches "Der Kultur-Infarkt" auf sich aufmerksam, das nachhaltig für eine Umverteilung von Kultursubventionen zulasten der großen Institutionen und zugunsten "freier" Kulturmacher eintritt. Er sehe darin "kein Problem", sagte Intendant Weber und versicherte, das Theater werde die Berater "mit allen Kräften vorbehaltlos unterstützen".
Haselbach kündigte an, man werde sich die Strukturen des Theaters genau ansehen, die Prozesse analysieren und nach Optimierungsmöglichkeiten suchen. Auch die Untersuchung von Kooperationen sei "Bestandteil des Auftrags". Schließlich wolle man "Szenarien erarbeiten, natürlich mit dem Theater, aber gegebenenfalls auch im Dissens".
Bis zum Juni 2013 soll ein Konzept mit konkreten Handlungsempfehlungen vorliegen, dann hat der Stadtrat das Wort. Erst danach, so rät Haselbach, sei es sinnvoll, über die geplanten Umbau- und Sanierungsmaßnahmen am Gebäude zu entscheiden.

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