Theater und Tufa Trier kooperieren: Gemeinsames Kinder-Programm geplant und Austausch beim Bürgertheater

Trier · Bühnen haben beide. Im Theater spielen Profis, in der Tufa Halbprofis und Laien. Nicht selten wird ums Publikum gebuhlt. Doch ab sofort wollen die Häuser zusammenarbeiten.

 Machte 2015 einen Verlust von 1,3 Millionen Euro: das Theater Trier. (Archivbild)

Machte 2015 einen Verlust von 1,3 Millionen Euro: das Theater Trier. (Archivbild)

Foto: Friedemann Vetter

Schluss mit Terminkollisionen, Doppelgemoppel und Konkurrenz: die beiden größten Kulturzentren Triers - das Theater und die Tufa - haben entschieden, gemeinsame Sache zu machen. Am Mittwoch haben Vertreter beider Häuser im Theaterfoyer eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. "Wir wollen gemeinsam ein vielfältiges, breit gefächertes Programm anbieten", sagt Tufa-Vorsitzender Klaus Reeh.

Geplant ist die Zusammenarbeit in drei Bereichen:
Neue Kinder- und Jugendsparte: Ab Januar werden die Häuser zusammen ein Programm für Kinder und Jugendliche anbieten, das in einem eigenen Heft präsentiert wird. "Wir werden uns absprechen, bei dem, was wir anbieten", sagt Tufa-Chefin Teneka Beckers. In Bezug auf die Terminplanung, aber auch darauf, für welches Alter die Stücke sind. "Uns ist ganz wichtig, dass wir alle Altersstufen abdecken", ergänzt Theaterpädagogin Krisztina Horvath. Auch gemeinsame Produktionen wird es geben. Die erste für Kinder zwischen vier und sieben soll im Frühjahr 2017 zu sehen sein: "Pettersson und Findus", auf der Studiobühne im Theater, mit einem Profiregisseur und mit Schauspielern der Tufa. Das Theater konzentriert sich auf größere, die Tufa auf kleinere Produktionen.

Bürgertheater: Seit einem Jahr hat das Theater die Sparte 0.1, die es Laien ermöglicht, ihr Schauspieltalent zu beweisen. Die Tufa hingegen besitzt jahrzehntelange Erfahrung darin, Bürger auf die Bühne zu bringen. "Wir respektieren die große Leistung der Tufa", sagt Marc-Bernhard Gleißner, Leiter der Sparte 0.1. Man wolle nicht in Konkurrenz zur freien Szene arbeiten. Auch beim Bürgertheater werden die Häuser Programm und Termine abgleichen und alle zwei Jahre eine gemeinsame Produktion zeigen. "Die Tufa kann für uns Türöffner sein, da wird an Kultur herangeführt", sagt Gleißner. Reeh betont, dass erfolgreiche Marken wie das Tufa-Musical oder das Sommerheckmeck bewahrt und gepflegt werden.

Theaterpädagogik: Seit 2007 entwickelt Christina Biundo von der Tufa-Kulturagentur Kunstfähre gemeinsam mit Schulen kulturelle Bildungsangebote. Theaterpädagogik hat dabei bisher keine große Rolle gespielt. Dank der Kooperation mit dem Drei-Sparten-Haus ändert sich das. So wird es an der Grundschule Trier-Biewer bald eine musikalische Theaterwerkstatt geben. Zudem führt das Theater ein erfolgreiches Projekt mit autistischen Kindern fort. Biundo wirbt Fördermittel ein und vermittelt die Projekte. Umgesetzt werden sie jedoch von Theaterpädagogin Krisztina Horvath.

Beide Häuser versprechen sich Vorteile. Nicht nur im Hinblick auf das liebe Geld. "Das Publikum ist auch eine Ressource", sagt Reeh. "Die Tufa hat ein Publikum, das wir nicht haben und umgekehrt", sagt Gleißner. Und so hoffen beide auf mehr Besucher. Reeh will aber auch ein Zeichen in der aktuellen Theaterdebatte setzen: Auch, wenn beide Häuser Bühnen bieten und Theater machen - keines sei ersetzbar. Die Tufa hofft, von der Professionalität des Theaters zu profitieren und von den größeren Räumen, die sie nutzen kann. Das Theater hofft, eine noch größere Strahlkraft in die Stadt hinein zu entwickeln.

Intendant Karl Sibelius, der die Kooperation mit vorangetrieben hat, war krank, daher signierte Operndirektorin Katharina John.

Die Kooperation ist im Sinne des Stadtrats. Dieser hatte 2014 im Kulturleitbild für Trier festgehalten, dass Kulturanbieter besser zusammenarbeiten sollen. Ein weiteres Ziel lautete, die freie Szene verstärkt zu unterstützen. Das wird das städtische Theater auf diesem Weg nun tun.

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