Theater zwischen Kleiderständern

Trier · Mit "Maria und Josef" bestreitet das Theater Trier erneut ungewöhnliche Wege. Nach Forum und Chat Noir spielt das Zwei-Personenstück an authentischer Stelle: im Modehaus Marx In Trier. Premiere feiert das komödiantische Drama am Mittwoch, 11. November.

 Tango! Maria (Angelika Schmid) und Josef (Hans-Peter Leu) schwelgen in Erinnerungen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Tango! Maria (Angelika Schmid) und Josef (Hans-Peter Leu) schwelgen in Erinnerungen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

(mehi) Heiligabend wollen beide entfliehen. Sie - von der Schwiegertochter ausgeladen - geht lieber putzen als alleine zu Hause zu sitzen, er - als Freidenker mit allem Heiligen auf Kriegsfuß - hat sich freiwillig als Nachtwächter gemeldet. Im leeren Kaufhaus, besser gesagt im Modehaus Marx, kommen die alternde Varieteekünstlerin und der intellektuelle Sozialist ins Gespräch. Sie erzählen einander Sequenzen ihres Lebens, von Hoffnungen und Schicksalsschlägen. Nach und nach fallen die Hüllen, Maria (Angelika Schmid) und Josef (Hans-Peter Leu) entdecken die Geheimnisse des anderen.

Die Genauigkeit, mit der Dramatiker Peter Turrini diese Menschen am Rand der Gesellschaft in seinem Stück "Maria und Josef" skizziert, verblüffe ihn, sagt Regisseur Florian Burg. "Es ist unheimlich authentisch; da ist jeder Satz mit dem richtigen Leben verknüpft." Turrini habe den beiden authentischen Vorbildern, mit denen er lange Gespräche geführt habe, mit der dramatischen Zuspitzung im Stück ein Denkmal gesetzt. Die Proben im Modehaus, die seit Oktober fast täglich laufen, seien etwas Besonderes. Das Drumherum beeinträchtige die Konzentration der Schauspieler. Es irritiere, "wenn man einen falschen Schritt macht und man steht im nächsten Kleiderständer".

Mit dem Schauspielort Modehaus Marx wolle das Haus Theater in die Stadt tragen, sagt Dramaturg Peter Oppermann. "Wir wollen damit ein klares Signal setzen und neue Zuschauer gewinnen." Die "Bühne" oberhalb der Treppe hätten sich die Theaterleute selbst ausgesucht, erzählt Marx-Geschäftsführerin Karin Kaltenkirchen. Die Idee dazu hätte Theaterchef Gerhard Weber bereits 2006 gehabt. "Da würde ,Maria und Josef' passen", habe er beim damaligen Besuch des Modehauses gesagt. "Bei den Vorbereitungen zum 175-jährigen Bestehen des Hauses habe ich mich daran erinnert und ihn angerufen", sagt Kaltenkirchen. Als Weber zusagte, "war ich total happy".

Premiere ist am Mittwoch, 17. November, 20 Uhr, im Modehaus gegenüber der Basilika, weitere Aufführungen: 26. November, 2., 8., 15., 22. und 29. Dezember, jeweils um 20 Uhr.

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