Theaterdonner an der Saar

Saarbrücken. (DiL) Alle Verhandlungen waren vergeblich: Nachdem keine Einigung zwischen dem Staatstheater und der Landesregierung über die vorgegebenen drastischen Mittelkürzungen zu erzielen war, gibt Intendant Kurt Josef Schildknecht sein Amt nach der Saison 2005/2006 auf.

Ursprünglich sollte der erfolgreiche und beim Publikum hoch geschätzte Intendant bis 2009 bleiben - erst im vergangenen Jahr hatte man seinen Vertrag verlängert. Aber kurz nach der Landtagswahl an der Saar verordnete die Landesregierung dem Theater drastische Etat-Kürzungen. Bis 2009 sollte Schildknecht den Haushalt von 24,5 auf 18,5 Millionen Euro herunterfahren. Diese Einsparungen könne und wolle er nicht mittragen, erklärte der seit 15 Jahren amtierende Intendant von Anfang an kategorisch. Der künstlerische Anspruch des Hauses sei unter solchen Bedingungen nicht aufrecht zu erhalten. Hinter Schildknecht sammelten sich Tausende von Theaterfans, es gab Demonstrationen und Unterschriftenaktionen mit riesiger Resonanz. Eine große Protestveranstaltung im Theater zeigte einen enttäuschten Intendanten, der sich offenkundig von Kultusminister Jürgen Schreier (CDU) hinters Licht geführt sah. Dennoch gab sich Schildknecht zunächst kämpferisch. Er führte eine Reihe von Gesprächen mit dem Ziel, mögliche Kompromisse abzuklopfen. Doch Schreier blieb offenkundig bei seiner angekündigten Linie, von den Streich-Vorgaben keinen Deut abzuweichen. Danach war die Konsequenz unausweichlich: Er sei nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gekommen, dass ein neuer Intendant die Regierungsvorgaben besser handhaben könne, sagte Schildknecht gestern bei einer Pressekonferenz. Die bereits vorbereitete Spielzeit 2005/2006 wird er noch leiten. Ab Anfang Mai soll eine Findungskommission nach einem geeigneten Nachfolger suchen. Minister Schreier zollte Schildknecht für seine geleistete Arbeit Respekt und akzeptierte dessen Entscheidung. Er versicherte, es solle nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. Der saarländische SPD-Landesvorsitzende Heiko Maas nahm die Ankündigung Schildknechts zum Anlass für heftige Kritik an der CDU-Regierung. Sie habe Schildknecht vertrieben. "Die Kulturwüste, die Schreier verursacht, wird immer größer", sagte Maas.

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