Theatergeschichte(n): Bühne frei ... für den Tod

Trier · Er ist allgegenwärtig. Er lauert auf der Straße, in Krankenhäusern. Bei Tag und Nacht. Selbst zu Hause im eigenen Bett ist niemand vor ihm sicher. Und er holt jeden - ausnahmslos.

 Auch mitten in der Stadt lacht der Tod: Beate Barg, Klaus-Michael Nix und Maria Brandau (von links), die Initiatoren der „Late Night Show“, mit einem Sarg (Gestaltung: Dave Schmitz). TV-Foto: Mechthild Schneiders

Auch mitten in der Stadt lacht der Tod: Beate Barg, Klaus-Michael Nix und Maria Brandau (von links), die Initiatoren der „Late Night Show“, mit einem Sarg (Gestaltung: Dave Schmitz). TV-Foto: Mechthild Schneiders

Foto: mechi (wh_wst )

Klaus-Michael Nix ist ihm vor gut einem halben Jahr persönlich begegnet. Dem Tod. Im Oktober starb ein guter Freund von ihm. Nix hat ihn in dessen letzten Monaten begleitet. Und dabei viel gelernt.

"Der Tod ist Teil des Lebens und muss gelebt werden", sagt Nix. Das hieß bei seinem Freund, dass er ab Juli keine künstliche Ernährung mehr erhielt. "Ich dachte, er stirbt in wenigen Wochen. Doch der Körper gewöhnt sich daran." Und es brachte Lebensqualität für den Todgeweihten. Ohne die Schläuche konnten die beiden raus in die Natur. Es habe während der letzten Wochen viele Unsicherheiten und riesige Ängste gegeben, erzählt Nix. "Mir wurde erst da bewusst, welche Hilfe das Hospiz in Trier sein kann in der Situation, in der man mit dem Sterben konfrontiert ist. Dort sind Leute, die Erfahrung damit haben."

un will Nix dem Hospizverein etwas zurückgeben. In seinem Soloprogramm im Rahmen der Theater-Reihe "Portraits" - terminlich optimal an Fronleichnam, Donnerstag, 26. Mai, um 20 Uhr im Kasino Trier. "Die Schauspielkollegen sind alle neu, die wollen sich in der Reihe vorstellen", sagt der 51-Jährige. "Wer in den vergangenen 20 Jahren im Theater war, kennt mich. Deshalb sage ich: ‚Bühne frei für die Letzte Inszenierung!'"

Dies ist zugleich das Motto des Kunst- und Kulturprojekts anlässlich 20 Jahre Hospizverein Trier, 15 Jahre ambulanter Hospizdienst und zehn Jahre stationäres Hospiz. Sein Auftrag: Ein Stück unter dem Titel "Ein bisschen Spaß muss sein". "Ich habe mich gefragt, wie soll das funktionieren?", sagt Nix. "Tod und Spaß?" So habe er sich mit Maria Brandau, stellvertretende Vorsitzende des Hospizvereins, und Mitorganisatorin Beate Barg, Dekanat Schweich-Welschbillig, zusammengesetzt. Und sie kamen auf die "Late Night Show" mit dem Thema "Der Tod lächelt uns alle an, das Einzige, was man machen kann, ist zurückzulächeln" (Marc Aurel).

"Wir wollen den Tod ins Leben holen", sagt Nix. Es sei wichtig, den Endpunkt im Leben stets im Blick zu haben. "Das relativiert einiges."

Nix wird nicht alleine auftreten. "Ich führe Gespräche mit einem Mediziner, einem Bestatter und dem Hospizverein." Dazwischen gibt es Musik von Liedermacher Achim Weinzen, Stefan Becker und dem Ensemble Delica Jazz - "aus der medizinischen Szene". Es gibt Theatersport mit Barbara Ullmann, Tim Olrik Stöneberg und Stephan Vanecek. "Und ich habe persönliche Grüße vom Tod."

Das Ziel: "Wir wollen den Tod zum Leben erwecken", sagt Nix. "Es wird eine leicht schräge Annäherung an den Tod." Die Zuschauer - und hier will Nix auch die jungen ansprechen - sollen lachen, aber sich auch berühren lassen. Das klingt alles ein klein wenig makaber. Wird es aber nicht. Dafür sorgen schon Brandau und Barg. Und Nix selbst: "Wir wollen einen Moment darüber nachdenken, dass es jeden Tag passieren kann."

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